Pfandhaus oder Leihamt, diese Begriffe verband ich immer mit der Vorstellung von Not und bitterer Armut, umspielt mit Bildern aus den Roman-Welten etwa von Charles Dickens. Umso erstaunter war ich, als ich das erste Mal das städtische Leihaus in D4, 9-10 betrat. Prunk- und prachtvoll glänzt das Gebäude hinter der schweren Flügeltür. Es erscheint völlig kernsaniert und ist geschmackvoll mit modernen Elementen versehen, wie einem großen Leuchter, der mit langen herabhängenden Acrylstäben den optischen Mittelpunkt des Treppenaufgangs bildet. Die Schalter mit Panzerglasscheiben vermitteln dann aber rasch den Eindruck einer Bank, was dieses historische Gebäude ja auch einmal war. Einiges hierzu kann man auf der Homepage des Leihamtes nachlesen.
Noch mehr Respekt als dem Gebäude zolle ich aber den Mitarbeitern des Hauses, die mit unterschiedlichsten Sachkenntnissen ausgestattet sein müssen, um alle die Dinge bewerten zu können, die ihnen vorgelegt werden. Da stehen auf den Tischen hinter den Schaltern Gläser mit Flüssigkeiten zur chemischen Bestimmung, Waagen, Schieblehre, Feinmechanikwerkzeug, Akten und Kataloge. Als ich aus dem Nachlass meiner Mutter neben anderem eine Taschenuhr durchreichte, besah sich der Mann hinter dem Schalter das Teil, öffnete eine Klappe zur Mechanik, von der ich nicht ahnte, dass es sie gab. Dann holte er einen kleinen Schraubendreher, schraubte an irgendetwas herum, zog die Uhr auf, betrachtete sie liebevoll und gab sie mir wieder zurück mit den Worten: “ Jetzt geht sie wieder. Es ist eine Longines, geben Sie sie bitte nicht weg.“
Städtisches Leihamt Mannheim
D 4, 9-10 68159 Mannheim
Telefon: +49 (0) 621 120 13-0
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Das ist aber eine schöne Geschichte!
Danke!