In der Welt gibt es so viel Ungerechtigkeit. Das stinkt mir. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch strebe ich zum Weltladen. Ich will Gerechtigkeit kaufen. Eine Streitaxt, einen Pflasterstein, ein dröhnendes Auto für den lautstarken urbanen Protest. Nein. In dem kleinen Laden in S2 will das Gute siegen! Friedlich stimmen die Klangschalen, handgearbeitete Geschirrtücher und Kittelschürzen, an der Wand hängen schräge Uhren. Die Währung für Gerechtigkeit heißt Kaffeebohne. Herstellungen von Kooperativen rund um den Erdball, durch ehrenamtlichen Einsatz des Verkaufspersonals mühelos konkurrenzfähig gemacht. Mannheim ist Fairtrade Town und einige Produkte finden guten Absatz durch engagierte Großabnehmer. Ich verlasse den Laden mit leeren Händen. Nicht einen Eurocent konnte ich heute allein um der Gerechtigkeit willen ausgeben, nicht für den wertlosesten hässlichsten Kieselstein, den ich hernach in den Rhein gepfeffert hätte! Aber ich werde wiederkommen, wenn ich ein Geschirrtuch brauche, dann schlage ich zu.
Weltladen
S 2,3 (Nähe Marktplatz)
68161 Mannheim
Telefon 2 60 64
Mo-Fr : ……10.00 bis 19.00 Uhr
Sa : …………10.00 bis 15.00 Uhr
(42) 03.2013
Gerechtigkeit als Mehrwert zum Kaufen — das ist eine knifflige Sache. Und ein Geschäftsmodell, das letztlich darauf abzielen muß, überflüssig zu werden, hat auch etwas Prekäres. (Mir hat allen Ernstes mal eine Weltladenmitarbeiterin verkündet, sie möge es nicht, wenn fair gehandelte Produkte im Supermarkt angeboten würden — denn das unterminiere ja die Daseinsberechtigung von Weltläden. Mit anderen Worten: Die Welt soll bitte ungerecht bleiben, damit ich weiter Gerechtigkeit verkaufen kann.)
Nun ja, da kann man die Mitarbeiterin wohl beruhigen.Auch wenn jeder käufliche Kaffee fair wäre, gäb´s da wohl noch genug zu tun. Und schließlich, muss sich ein emotionaler Kauf auf besondere Waren beziehen?