Vier Jahrzehnte Arbeitskampf. Bernd Köhler (früher auch Schlauch)hat einige seiner Lieder, Gesänge, Balladen neu eingespielt und ruft uns die Arbeiterstadt Mannheim ins Bewusstsein, wesentlicher aber noch die fundamentale Bedeutung von Solidarität.
Der Geist seiner Lieder speist sich aus der gelebten Aktion. Die musikalischen Wurzeln der Einspielung liegen im progressiven Folk der Hippie-Ära und auch im Bänkel -und Moritatengesang. Bernd Köhler mit kraftvoller Stimme. Anleitung zum aufrechten Gang. „Stoppt den Ar-beits-platz-ab-bau“ steigt der Alstom-Chor die Tonleiter hinab, brillantes Spiel vom kleinen elektronischen Weltorchester mit Hans Reffert, Adax Dörsam, Laurent Leroi, Jan Lindqvist und subtil eingewobenem Streik-Lärm. So erhebt sich das Werk zur Kunst und der Preis der deutschen Schallplattenkritik nahm die CD in ihre Bestenliste 3/2013 auf.
Fest ballt sich die Faust und stolz voran die männliche Heldenbrust des Arbeiters. Ja, die Agitation muss wohl plakativ sein. Sie bedient sich einer Tradition, die schon vergangen, historisch, erscheint. Die nächsten Protestlieder werden vielleicht in Bangladesch oder Thailand von Frauen gesungen. Das ist ja auch das fantastische an dieser Platte, dass Widersprüche zu Überlegungen anregen. Welche Möglichkeiten haben Besitzlose in einer Welt der Eigentümer, um eine würdige Existenz zu führen? Warum ist meine Arbeit mehr Geld wert, als die eines anderen? Warum sind unsere Lebensbedingungen überhaupt vom Lohn abhängig? Keine Wahl gilt auch uns. Mit dem Liederbuch können wir ja, da wir nun gedanklich so weit eingestiegen sind, schon mal anfangen zu üben.
Bernd Köhler und ewo²
Keine Wahl – CD aus Mannheim
jump up 2003
(121) Februar 2014
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