Es ist seltsam: Da folge ich begierig jedem noch so müden Pulsschlag, den die Kreativen der Großstadt von sich geben (ist Mannheim eine Großstadt?) und dann bekomme ich einen rührseligen feuchten Blick beim Betrachten der Idylle am Kalmitplatz.
Das lateinische Wort burgus bezeichnet eine kleine gemauerte Festungsanlage und gilt als Herkunftswort für den Begriff Bürger, diejenige Gruppe also, die sich historisch betrachtet gewisse Privilegien und Sicherheiten durch Bildung, Handel und Handwerk verschaffen konnte. Heute sind wir alle Bürger und während die Einen Schiffe und das offene Meer loben, sind Andere stolz auf ihren Hafen. Max Schmechel hieß der Architekt der Wohnanlage Kalmitplatz, die 1925 entstand. Als Sieger eines Architektur-Wettbewerbs wurde er auch mit der Planung des Almenhofs beauftragt, entwarf später noch die Markuskirche und lebte wohl selbst in Neckarau. Er initiierte die Geistliche Woche in Mannheim, war kein Freund der Nazis und wurde später Stadtrat der CDU.
O.k. Soweit der Oberlehrer aus meinem Oberstübchen. (vgl. Tocotronic Eine Theorie) Und was sagt mein Gefühl? Ich komme hier nicht rein. Zu viele Sicherheiten, zu viel Burg. Und die andere Seite? Die „Freiräume“, die anti-bürgerlichen Nischen? Das sind die Orte der Unsicherheit, an denen vieles noch nicht verfestigt, aber ganz schön verdichtet ist. Ständige Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Niveaus und Regeln. Das ist anstrengend. Bleibt die Frage, was suche ich überhaupt und auch, warum suche ich. Kein Schiff verlässt seinen Hafen ohne Grund. Also, bevor ich jetzt allzu weit vom Festland wegtreibe, komme ich noch mal zurück auf den Architekten Max Schmechel. Der war bekennender Christ und sicherlich hatte ihm dieses Lied von Paul Gerhardt gefallen. Wir finden es im Internet und im Kirchengesangsbuch. Es heißt:
Geh aus, mein Herz und suche Freud, in dieser schönen Sommerzeit….
Ich hoffe, ihr habt keine Pollenallergie.
Kalmitplatz
Wohnanlage
Mannheim, Lindenhof
(134) 03.2014
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