Wer sein Blog ALLES MANNHEIM nennt, muss schon ein bisschen bekloppt sein, wohl wissend, dass ALLES ein Unding ist. Genau wie NICHTS. Wenn, wie in Mannheim im Mai, eine Vielzahl an Veranstaltungen, Ereignisse und Events zusammenkommen, Stadtfest, Theater der Welt, Maifeld, Genuß und Kultur, Marathon, jede Menge weitere Eröffnungen, Aktionen, Partys, Konzerte, Ausstellungen, dann droht der Kollaps. O.k., das durchschnittliche Fußgängertempo in Mannheim ist trotz allem noch immer nur etwa halb so schnell wie in Berlin, dennoch ist es für den Schreiber Zeit, innezuhalten. Das Schreiben in der Gegenwartsform bedingt die Gegenwart. Manchmal ist das Schreiben für mich ein Ereignis. Manchmal ist ein Ereignis für mich ein Erlebnis. Manchmal schreibe ich über Erlebnisse. Suche ich Ereignisse, um zu schreiben? Eile ich vorraus, nehme Gegenwart vorweg. Verändert das Schreiben meine Wahrnehmung? Ich erlebe anders, wenn ich zugleich beschreibe. So verändert Schreiben mein Leben. Doch nichts, um dafür zu sterben und nichts um dafür zu leben. Notaus. Wiederkehrend. Notaus. Jeder stoppt jetzt seine Gedanken. Ich bin versunken. Bin die Gefäßwand. Unauffüllbar wie das Gefäß der Danaiden. Und doch schöpft es und schöpft es. …and he´s telling me more and more,…and I can´t get no…satisfaction… Notaus. Diese Format ist an Oberflächlichkeit kaum zu überbieten. Gewollt. Gewollt mangelhaft. Diffus. Zerstreut wie das wohltuende Tageslicht vom Himmel herab. Nur einen Spalt Strahlenbündel. Wine in the morning, some breakfast at night…. Stoned sind immer die anderen. In Mannheim. Da bin ich wieder. In einer Stadt, die so stinken kann, dass einem übel wird. Fortsetzung folgt. Zerstreuung war Anlass und Prinzip. Jetzt könnte Disziplin nicht schaden. Und Konzentration. Während ich auf den Spalt starre. Auf dieses Leben, das so unfassbar lebendig ist, kaum auszuhalten. Selbst die Aura eines Baumes im Hinterhof nehme ich wahr. Vögel kreisen mit unglaublicher Energie. Mein innerer Monolog ein mäanderndes Band. Diese Stimme ohne Resonanz, die vor sich selbst erschreckt und zu Staub zerfällt, würde sie erklingen. Die sich nicht hervorwagt in die Kehle, um sich hinaus zu verströmen, sich zu teilen, zu verdünnen, zu verschwinden. Statt dessen Wiederholungen. Das mäandernde Band wurde der Rhein genannt, so er vorzufinden war vor seiner Begradigung. Im Lesen bildet die Stimme einen Ton. Wird Form und Sinn. Genug der Albernheiten. Einwurf von links. Genug, habe ich gesagt! Schluß jetzt. Abpfiff. Die Menge strömt die Tribünen herab aus dem Stadion heraus. Ein anderes Spiel läuft noch. Wiederholungen. Die innere Stimme braucht Helfer. Der Finger ist sprachlos. Aber nur solange er nicht schreibt. Zum Beispiel von einem fliehendem Pferd. Ein scheuendes Pferd. Das alles abwirft. Rollenwechsel. Ich dachte, ich säße fest im Sattel, die Zügel in der Hand und wenn ich schnalze, reiten wir los. Jetzt bin ich Roß und Reiter, der abgeworfene Cowboy, der Gaul ohne Last. Schlußstrich.
Mannheim – Überdosis
05.2014 (aus „gespeicherte Entwürfe“)
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