Mag sein, dass Notes of a dirty old man nicht gerade der typische Stoff für einen jungen Kerl sind, andererseits, wenn sich gerade die ganzen Scherereien mit der Schule ein für alle mal erledigt haben, greifst du auch nicht unbedingt zu Goethe. So fischte ich mir in der Stadtbücherei ein Buch, oben auf der Empore, wo die Ordnung nach lateinischen Zahlen ging, XII, Poems, Bukowski, um zu Hause ein paar Geräusche dazu aufzunehmen. Öffnete das Fenster meines Jugendzimmers, hängte ein Mikrofon raus, schaltete eine geliehene Bandmaschine an. Ein Kind rief nach seiner Mami, LKWs übersteuerten die Aufnahme, im Wohnzimmer zeitgleich das nussbaum-farbenen Saba-Radio mit Bartok, Ravel, auf der Gitarre nur die tiefe E Saite gespannt, entschied ich mich für drei Töne und den Text: when Paris was a lonely night, when the head lost its legs… Ein perfekter Moment in meiner zerbrochen Welt. 1977/78.
Was hat das jetzt mit Carl Weissner zu tun? Das war mir auch lange Zeit nicht klar. Er war der Mann im Hintergrund, tat was er wollte und was getan werden musste. Brachte uns schon in den Sechzigern die Literatur des American Underground nach Deutschland, übertrug fast alle Bukowski Texte, übersetzte Borroughs und Bob Dylan und so weiter. Wer weiß, vielleicht gäbe es dieses Blog so gar nicht. Und er lebte, arbeitete und starb in Mannheim T2, 16.
Thanks a lot.
Carl Weissner
Autor und Übersetzer
1940 – 2012
Mannheim
(169) 08.2014
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