Ohne jede Kenntnis über seine Existenz entdeckte ich dieses Buch bei Bücher Bender und im nachhinein stellte ich sogar fest, dass vor wenigen Tagen im Kulturhaus Käfertal eine Lesung mit dem Autor stattgefunden hatte. Ja ist denn mein Mannheimer-Morgen Abo gar nichts mehr wert, habe ich was übersehen oder ist der MM tatsächlich gar net amused über die frechen Klatschen, die Thomas Baumann in seinem Buch so herzlich verteilt? Ich fordere Wiederholung! Im Buchladen schnappe ich mir als Mannheim Blogger das Teil natürlich begierig, lese noch im Laden gleich kreuz und quer hinein, was schließlich zu einem entschlossenen Gang an die Kasse führt.
Dieses Buch ist im Hyperaktivmodus geschrieben. Jedenfalls liest es sich viel schneller, als man typischerweise in Mannheim spricht, wenn du nicht gerade eine Spanierin bist. Das Inhaltsverzeichnis, ich hatte es vor lauter lauter ganz übersehen, listet 46 emotionale Annäherungsversuche auf. Beglückt werden unter anderem die CDU, Charlie Graf, Görtz und Grimminger mit einem Duell, Jungadler, Moschee, OB Kurz, Schwule, VRN… Bei Wikipedia, unsere gemeinsame beliebte Recherchequelle, erfahre ich, dass der Autor Thomas Baumann gebürtiger Mannheimer ist und sich seine Brötchen auch schon mal als Witzeschreiber fürs Fernsehn verdient hat, zum Beispiel bei Switch. Vor einigen Jahren brachte er sein erstes Quadratschädelbuch heraus, welches ich zu meinem Bedauern bislang noch nicht gelesen habe.
Da sich in Mannheim, der Stadt des Wandels, die Ereignisse geradezu überschlagen wurde eine aktuelle Bestandsaufnahme dringend nötig und so opferte unser Autor im Jahr 2015 wahrscheinlich alle Brücken- und Feiertage (außer Weihnachten) und Teile der Sommerferien für Mannheim. Es war ein heißer Sommer und er kreuzte von Norden nach Süden, testete die Stadtgrenzen und die Nerven seiner Interviewpartner und fand die Mitte Mannheims, wo man sie nicht vermutet hätte. Drei mal unternimmt er den Versuch, auf der Couch die psychische Beschaffenheit unserer wunderbarsten aller Städte zu analysieren, dabei gingen natürlich auch manche Biere drauf. Im Grunde beschäftigt uns ja die Frage nach den inneren Werten, einen Stadtführer braucht in Mannheim keiner. Wie ein Energie und Impulse leitendes Nervengeflecht, als wirrer Schaltkreis erscheint uns Mannheim, wen wundert es, dass Funken sprühen und der „Leitfaden“ zu köstlichen Kurzschlüssen und Blackouts führt. Ja, ich hab meinen Spaß, wenn der Manheimer Morgen, oder Nikolas Löbel von der CDU, oder auch das Stadtmarketing mal so richtig durch die Schokinag gezogen werden. Doch schließlich, (Achtung Spoiler!), klärt uns das Buch auch über den Grund für unser Missverständnis von Quadrat und Würfel auf, Größenwahn! Ist nicht auch dieser Blog ein schlagender Beweis hierfür, ALLES MANNHEIM?!
Fazit: Mit Pressepass und unbestechlichem Humor begibt sich Thomas Baumann in den direkten Nahkampf mit Mannheimern, wagt sich auch an Rheinneckarblogger Hardy Prothmann heran und schaut sogar auch noch nach Ludwigshafen. Am Ende dieses ebenso inspirierend übermütigen, wie treffsicheren Schlagabtauschs halten wir ein Buch in den Händen, das tatsächlich nach Mannheim riecht. Das muss man erst mal hinkriegen. So wie die Dinge bei uns laufen, könnte bald auch Teil 3 folgen. Kultserie!
Thomas Baumann
Quadratschädel²
Ein Leitfaden für Mannheim und den Rest
Mit kleinen, winzigen Abbildungen
Broschur
13,5 x 20,5 cm
ca. 240 Seiten, Emmons Verlag
ISBN 978-3-95451-873-9
Euro 14,95 [D] , 15,40 [AT]
(237) 07.2016
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