… und warum es keine gute Idee ist, das C-HUB „Das Zentrum für Mannheims neue Arbeiterklasse“ zu nennen.
Leute, Leute , Leute, bleibt mal auf dem Teppich! Ein Gründerzentrum für die Kreativ-Branche ist schön. Ein Gründerzentrum für die Kreativ-Branche im Jungbusch neben der Pop Akademie und der Stadtgalerie Port 25 ist noch schöner, aber deswegen muss man ja nicht gleich übermütig werden. Es ist eigentlich schon ein dicker Hund, dass wahrscheinlich 99% aller Mannheimer mit dem Begriff C-HUB nichts anfangen können und ich deswegen erstmal Übersetzungsarbeit leiste. C steht wahrscheinlich für die englische Schreibweise von Kreativ also Creative und HUB ist hier nicht der Weg, den der gute alte Kolben im Zylinder zurücklegt, sondern die Bezeichnung des Knotenpunktes eines Netzwerkes, in diesem Fall ist eben das Gebäude der Knotenpunkt und somit ein Zentrum für die Kreativwirtschaft. (Architekten, Designer, Fotografen, Mode, etc.) Soweit, so gut.
Warum aber das C-HUB im offiziellen Slogan das Zentrum für Mannheims neue Arbeiterklasse nennen? Klar, die SPD hat schmerzlich und schockierend bei der Landtagswahl ihr Direktmandat in den klassischen Mannheimer Arbeitervierteln wie Waldhof oder Schönau an die AFD verloren. So könnte es also eine Idee sein, den traditionellen Nenner Arbeiterklasse weiterzutragen und ihn einer neuen Ziel- und Wählergruppe anzuheften. Eine Gruppe, die akademisch gebildet ist, sich als sozial integriert ansehen kann und sich Aufstiegschancen erhofft. So geht anhängen. Was aber ist mit der alten Arbeiterklasse? Die befindet sich in der Unterschicht, oder an deren Rand. Reinigt vielleicht Böden im C-HUB oder putzt die Glasfronten, erfährt nur geringe soziale Anerkennung und hat kaum Aufstiegschancen. So geht abhängen. Dafür können die Kreativen jetzt erstmal nichts, doch nehme ich die Politik in die Pflicht, über diese gesellschaftliche Gräben Brücken zu bauen und wenigstens mit einer vernünftigen Wortwahl zur Verständigung beizutragen und nicht Abgrenzungen zu provozieren. Neu gegen alt. Jedes fünfte Kind in Mannheim gilt als arm und es steht zu befürchten, dass die Armut sich fortsetzt und wächst. Angesichts dessen ist der Slogan von der neuen Arbeiterklasse im C-HUB leider zynisch. Doch es ist eigentlich noch schlimmer, denn würde der Slogan seine kreativen Akteure im Klassenbewusstsein ernst nehmen, wäre nicht die Befreiung und Überwindung der Klassen als Manifestation ungerechter Kapital- und Machtverhältnisse das erstrebenswerte Ziel? Statt dessen versuchen wir, mit einem peinlichen Witz zu punkten? So geht verraten und verkauft. Das haben das C-HUB und die Kreativen in Mannheim nicht verdient. Also lasst euch bitte was neues einfallen.
C-HUB
Kreativwirtschaftszentrum Mannheim
Hafenstraße 25 – 27
68159 Mannheim
(248) 11.2016
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