Es ist der Wahnsinn, dass sich heute wieder Bands mit dem Geist von 1980 infizieren. Aber was soll ich sagen, mich packte ja selbst gerade wieder die Begeisterung, als ich eine alte Kassettenaufnahme von 1980 mit einem Livemitschnitt unserer Band Neue Heimat aus dem Keller kramte und abhörte. Ok, damals wären die Jungs von Euternase kritisch als Langhaarpunks beäugt worden, schließlich bedeuteten kurze Haare, alte Zöpfe abzuschneiden, die geliebten Hippie-Götter zu verbannen, sich selbst zu ermächtigen und auf der Höhe der Zeit zu sein. Auch wäre den Jungs ungeduldig mehr Pogo abverlangt worden. „Schneller!“, so der klassische Zwischennruf aus dem Publikum. Aber auch die Pogo-Verweigerung konnte ja als Provokation gut durchgehen. Insofern haben Euternase bei Ihrer soeben veröffentlichten Debut-LP L´Amour alles richtig gemacht und bei mir zudem für ein gehöriges flashback gesorgt.
Was sich hier abspielt, erscheint mir keineswegs Retro, sondern als eine kreative Reaktion. Nach der überflutenden popdeutschen Redseligkeit ist der nächste notwendige Schritt, das Sprechen wieder mühsam zu erlernen. Das Denken ist verklebt. Die Worte können nur bruchstückhaft herausgerufen werden. Natürlich muss mit der Gitarre zersägt und mit den Drums zerschlagen werden, was uns sonst noch so beengt und bedrückt. Die schrecklichen Folgen mangelnder sportlicher Betätigung im Verein sind hier unüberhörbar. Für die Releaseparty am 18. Mai im Kombinat Mannheim empfehle ich als Beleuchtung übrigens helles Neonlicht, wie damals…
Euternase
Mannheimer Band
L’Amour LP (11.05.18) erschienen bei this charming man records
(309) 05.2018
Wer ganz mutig ist kann hier auch noch besagte Aufnahme von NEUE HEIMAT aus dem Jahr 1980 hören (am besten sehr laut) oder auch den Chor der Gefangenen 1982.
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