Interessiert sich jemand für dieses alte Wagenrad am Eingang zur Multihalle? Für diesen krassen und offiziell geduldeten Stilbruch, der für mich jahrelang immer wenn ich vorbeikam eine schreiende Provkation darstellte am bedeutensten modernen Baudenkmal Mannheims, mit der größten freitragenden Holzgitterschalenkonstruktion der Welt? Für dieses Wagenrad, das gleichzeitig ganz demokratisch die friedliche Spießigkeit aller Veranden unserer Vororte und den allergemütlichsten Kitsch repräsentiert? Nö? Na gut.
Dann vielleicht dies hier: Seit ihrem Bestehen ist die Multihalle eingebettet im Herzogenriedpark und somit von Zäunen und Kassenhäuschen umgeben. Der Architekt Frei Otto entwarf aber die Idee eines offenen Bauwerks für eine offene Gesellschaft. Die „schlafende Schönheit“ ist nun durch ein Eutopia Programm zum Wunder von Mannheim und zum sanierungswürdigen DEMOCRATIC UMBRELLA erklärt worden. Placemakingforen regen junge Designer an, urbane Visionen zur Nutzung und Partizipation zu entwickeln. Prima. Jedoch während wir uns hier zukünftige stadtgesellschaftliche Perspektiven in schönen Farben ausmalen, werden die Zugänge zu unserem zweiten Stadtpark, dem Luisenpark beschränkt und die Eintrittspreise für die Parks erhöht?!
So lerne ich Luftschlösser zu verachten und das alte Wagenrad zu lieben.
Wagenrad an der Multihalle
Max-Joseph-Straße 64
68169 Mannheim
(364) 10.2019
Die MULTIHALLE erweckt viele Erinnerungen in mir. Zum Teil bereits 40 Jahre alt. Hier gastierte, man glaubt es kaum die Rock Band AC/DC während ihrer ersten Deutschland Tournee, und das praktisch Inkognito. Auf dem schwarzen, schwer leserlichen Konzert Ticket Konzert stand lediglich Ritchie Blackmore’s Rainbow. Als die Bühne frei wurde und ein 14 jähriger Schulbub in kurzen Hosen über die Bühne fegte blieb den Zuschauern schlicht die Spucke weg (er war da aber schon 21 sah aber aus wie 14). Da kannte kein Mensch diese Band, wir vom Plattenladen in der Fressgasse natürlich schon, wir hatten ja deren erste in Europa erschienene LP im Laden.
Der nächste Künstler war eine internationale Größe – Stomu Yamashta mit seinem Rock Musik Spektakel SNOW DOG das war 1975. Im gleichen Jahr gab sich der große JEROME SAVARY mit seinem Ensemble die Ehre um uns FROM MOSES TO MAO vorzuführen. Es war grandios, allerbestes modernes Theater. Der Höhepunkt in dieser Halle war für uns Southern Rock Fans der Auftritt der US Band POCO (nicht zu verwechseln mit dem Möbelhändler) ebenfalls im Bundesgartenschau Jahr 75. Diverse Schallplattenbörsen fanden auch bis in die 80er statt. Danach war Sense. Warum eigentlich ?