OG Keemo

20 Dez


Foto: chimperator-productions.de

Wenn im Zeit-Feuilleton zu OG Keemo´s Debutalbum geschrieben steht, deutscher Hip-Hop war selten so klug, sollte man mißtrauisch werden. Klugheit zu bescheinigen erhöht zunächst einmal die eigene Position, zeigt auf den Unterschied und bestimmt die Verhandlungsebene. Und ehe man sich versieht wird dem Straßenrapper trickreich alle die ihm eigene Emotionalität aus der Tasche gezogen, am hellen Tag, ohne Blaulicht und ohne blaues Auge. Und auch dies bedeutet Geist, wie der Titel des konzeptionell gestalteten Albums des Mannheimers aus Mainz heißt. Geist, der an dem einem Ort als kluger Gedanke erscheint, am anderen als sichtbar gewordenes monströses Gespenst. Als eine Macht, die lähmt, Angst und Schrecken verbreitet, Gewalt und Gegenwalt erzeugt, in der die Liebe erstarrt. Selbst ein gut gemeinter Vergleich, ob mit Sido oder Kendrick Lamar, sind der Beginn eines Sortierens, das die Möglichkeit des Aussortierens bereithält, sind Ausdruck jenes vor Klugheit strotzenden Geistes, der unseren Wert oder besser unseren Unwert bemisst, Erfahrungen produziert, die im Täter/Opfer Schema münden, als wäre dies zwingendes Naturgesetz. Die dunkle Hautfarbe ist Keemo’s Pfahl, um erlebte Entwertung festzumachen, wie auch eigene Identität und Widerstand zu begründen. Bei seiner unverstellten Rap-Performance, neben Tod die letzte Hoffnung, treten die ihm zugefügten Verstelltheiten um so deutlicher heraus, dekorieren den Rapper aber nicht mit Klugheit, sondern vielmehr mit Menschlichkeit und besonders dann, wenn er dir mit seinen Zeilen in die Magengrube boxt.

Musikalisch zwingt mich allerdings schon beim dritten Stück Set ein Sample von Brian Eno´s 1974 erschienenem Album Taking Tiger Mountain in die Knie. Die Sounds von Funkvater Frank sind durchgängig spannend und allemal böse und düster, um Bilder von Nacht, Beton und Kälte zu erzeugen. Erst im Outro erstrahlt ein goldenes Leuchten im tiefschwarzen Kosmos: die Siedlung singt.
Das Konzert in der Alten Feuerwache ist ausverkauft.

OG Keemo
Debutalbum Geist
Mannheimer Rapper

(373) 12.2019

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

clickjam

pop=art=life collection

Alles Mannheim

die Stadt auf meiner Seite

www.natuerlich-mannheim.de Blog Feed

die Stadt auf meiner Seite

STARTUP MANNHEIM

die Stadt auf meiner Seite

MAWAYOFLIFE

Just another WordPress.com site

Kunstblog-Mannheim.de

Ausstellungen in Mannheim und Umgebung

Düsiblog – Matthias Düsi

die Stadt auf meiner Seite

Urban Hacking

die Stadt auf meiner Seite

KulturQuer QuerKultur Rhein-Neckar e.V.

die Stadt auf meiner Seite

Marchivum

die Stadt auf meiner Seite

FotoBlog:Mannheim

Daheim ist der Himmel blauer...

Monnemerin

die Stadt auf meiner Seite

Mannheimat

die Stadt auf meiner Seite

POLITKALENDER | MANNHEIM

die Stadt auf meiner Seite

Der Neckarstadt-Blog

die Stadt auf meiner Seite

Neckarstadtblog

Neues aus unserem Quartier

Mannheim Blog

die Stadt auf meiner Seite

Popklub – Das IndiePopZine

die Stadt auf meiner Seite

%d Bloggern gefällt das: