Mannheimer Wasserturm in 12 Farben und in verschiedenen Größen als Multiple bei Galerie Cameo in der Kurfürstenpassage. Zehn Prozent vom Verkaufspreis gehen an den Verein Stadtbild Mannheim e V.
Bilder eines Suchenden. Fotografien von Arthur Bauer, KAZAN IN FEBRUARY (und natürlich auch hier Peace for Ukraine). Zwischennutzung in der sanierten und endlich wiedereröffneten ÖVA – Passage.
Sonntagsfahrverbot? Hohe Spritpreise? Verkehrsberuhigung? Kein Problem! Jetzt gibt es SUVs endlich auch als Sandalen, für schlappe 650 Euro. Das sind zur Zeit ja eigentlich grade mal vier Tankfüllungen?! Zeit umzusteigen!
Schaufenster 45 Balenciaga, gesehen bei Engelhorn O5, 1 68161 Mannheim
Zwei schöne Schaufenster, die mit Licht und Farben der dunklen (Jahres)Zeit etwas Freude und Schönheit entgegensetzen. Blumenladen Tekath und MAme, ein bezaubernder Laden für Mutter und Kind.
Zweifellos ist das Markthaus für viele eine wichtiger Ort. Nicht nur, weil hier günstig und ökologisch sinnvoll gebrauchte Sachen gekauft werden können, sondern auch, weil es als Inklusionsbetrieb den Mitarbeitenden eine geregelte Arbeit ermöglicht. Das Haupthaus liegt in einem Gewerbegebiet bei Neckarau, was nicht gerade ein Kennzeichen für gesellschaftliche Mitte darstellt, zumindestens nicht für ein Warenhaus, das eigentlich auch auf Laufkundschaft angewiesen ist. Jedoch lassen sich Spenden und Abgaben gut mit dem Auto vorbeibringen.
Seit 1997 gibt es das Markthaus in Neckarau schon und ist politisch so gut vernetzt, dass 2020 eine drohende Schließung wegen Insolvenz verhindert werden konnte. Die GBG Mannheim hat den Betrieb nun in ihr Portfolio integriert und somit die Hoffnungen der Belegschaft auf eine stabile Zukunft erfüllt. Das Sortiment, ganz nach dem Vorbild der traditionsreichen Schweizer Brockis, umfasst gebrauchte Kleidung, Hausrat, Deko, Bücher, Medien und Möbel, wobei bei meinem Besuch die Kleider- und die Bücherabteilung den besten Eindruck machten. Das Möbelangebot aktuell eher gering, der Hausrat zwar sortiert, aber bei aller Fülle doch auch von teilweise eher bescheidener Qualität. Weniger wäre mehr. Sicher, das Beste ist sowieso immer gerade weg. Dennoch schlägt hier sehr der soziale Charakter des Betriebes durch, in dem Sinne, dass sozial eher arm und bescheiden zu sein hat. Aber wäre „Gutes für alle“ nicht auch sozial? Im Grunde gehört dieses Öko- und Sozialkaufhaus mitten in die Stadt gepflanzt, heraus aus der notdürftigen Nische einer Lagerhalle, die ohne Augenzwinkern nur schwer zu bespielen ist. Es muss anders gedacht werden. Die Themen „ökologisch und sozial“ sind die Themen der Zeit, stehen im Mittelpunkt. Wenn es gesellschaftliche Veränderung geben soll, dann dürfen diese Themen nicht länger in dieser Weise an den Ränder beackert werden. Ressourcenschonung, Klimawandel, gesellschaftliche Ungleichkeit geht alle an, daher sollten exemplarische Lösungen auch im Zentrum erprobt werden. Zwar gibt es eine kleine Filiale des Markthauses am Ring neben dem Job-Center(!) und eine neueröffnete in der Mittelstraße, doch auf 50m² wird man nicht viel reißen können. Das Öko-Soziale Markthaus droht schon lange, wie in der Gesellschaft Armut und Bedürftigkeit, strukturell sich in seiner Rolle zu verfestigen. Dabei sollte es eigentlich nach über zwanzig Jahren Erfahrung endlich auf ein neues Level kommen: Mehr Qualität bei weiterhin fairen Preisen, breitere Zielgruppen, raus aus der Nische der Bedürftigkeit, ansprechende Warenpräsentation, mehr Sinnesfreude und nicht zuletzt auch höhere Löhne für die Beschäftigten. Die GBG wirbt mit dem Slogan Raum für Zukunft. Auf geht’s!
Der Autor war viele Jahre selbst in der Leitung von gemeinnützigen Sozialkaufhäusern tätig und gründete und betreibt heute ein eigenes Gebrauchtmöbelunternehmen.
Markthaus, Neckarau Second Hand Kaufhaus Floßwörthstraße 3-9, 68199 Mannheim
Ein Bild aus Vor-Corona Zeit. Fenster einer sozialpsychiatrischen Tagesstätte für psychisch kranke Menschen, die nicht in einer Werkstatt für behinderte Menschen oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können, aber ein selbstbestimmtes tagesstrukturierendes Angebot brauchen.
Wen, warum auch immer, nachts um 3 in Mannnheim der Heißhunger packt und wer dann bei sich zu Hause nur einen leeren Kühlschrank vorfindet, dem sei der Regiomat bei der Metzgerei Trautmann empfohlen. Von Bio-Eiern, Maultaschen bis hin zur Wildschweinbratwurst findet sich hier eine üppige Auswahl regionaler Erzeugerprodukte, an die man jenseits aller Öffnungszeiten heran kommt. Tagsüber bietet die Metzgerei Trautmann auch sonst noch einiges Leckere an, insbesondere ist hier saisonal Wild aus eigener Jagd erhältlich.
„Bringt mal jemand den Müll raus!“ – „Welchen Müll?“
Tja, so schnell kann es gehen. Gestern hatten wir noch über die gelbe Tonne gestritten, schon erreicht uns die Zero Waste Bewegung und in Mannheim öffnet Eddie’s Unverpackt Einkaufen. Genauer gesagt in der Schwetzingerstadt. Es ist bereits der 65. Unverpackt-Laden in Deutschland und Mannheims erster. Ein Laden, wie er vor hundert Jahren in seiner Bedeutung noch undenkbar war, als Milch natürlich in die Kanne kam und das Wort Selbstbedienung noch nicht im Duden stand. Ab den Fünfzigern hiess es dann aber, Selbstbedienung spart Zeit. Und wo ist sie hin, die Zeit? Jedenfalls haben wir mehr Waren, mehr Verpackungsmüll und ich von all dem einen ökologischen Fussabdruck bekommen. Plastik ist ja ein Synonym für Müll und es ist bei Lebensmitteln auf jedenfall das, was du nicht mitessen solltest. Der Müllberg wächst und ein Blick in den Kühlschrank sagt mir auch warum. Und nein, es liegt nicht nur an den Kronenkorken anstatt des Bügelverschlusses. Also muss ich mich wieder mal organisieren für das „gute Leben“. Da ist bei Eddie’s der Kauf von fairen Baumwollsäckchen fürs Brot und Gemüse noch der leichteste Anfang und immerhin, doch ein Anfang…
Im Laden stehen Schütten und Waagen, Insignien alter Kaufmannszunft, aber wir wollen das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, sondern es nun selbst in die Hand nehmen, wiegen und erwägen zugleich Sinnliches erleben und vor allem vermeiden wir Müll. Setzen Zeichen, denken nach vorne, vorne, wo all die unerkannten, ungenutzten Möglichkeiten liegen, die du natürlich ad absurdum führen kannst, wenn du mit dem SUV vorfährst. Dann nimm lieber das Lastenrad bei Wohnhunger nebenan und bring deinem Nachbarn auch gleich was mit.
Tatsächlich sind in Eritrea Plastiktüten verboten, aber durch eine traditionelle Rollenverteilung sind Frauen auch den ganzen Tag mit Versorgungsaufgaben für die Familie beschäftigt. Gleichzeitig sind dort die Einwohner pro Kopf lediglich für 100 kg CO2 im Jahr verantwortlich, wir hingegen habe eine pro Kopf Last von 9,4 Tonnen!! jährlich zu tragen.
Die Sache ist also komplex und kann wohl nicht von mir und dem Einzelhandel alleine gelöst werden. Das Thema Nachhaltigkeit mündet in Fragen nach Qualität, bei Eddie’s übrigens bio und in die Frage nach sozialer Gerechtigkeit. Dieser schöne Laden ist eine sichtbare Speerspitze für ein besseres, giftfreieres Leben hier und macht uns ein Angebot zur individuellen Ressourcenschonung. Das ist gut. Deshalb möchte ich auch nicht, dass Nazis und Rassisten verpackungsfrei einkaufen. Die sollen erstmal ihren geistigen Dreck entsorgen. Das gehört zwar nicht hierher, aber vielleicht eben doch.
Eddie´s
Verpackungsfrei Einkaufen
Seckenheimer Str. 21
68165 Mannheim
Interessantes Shop-Konzept seit Kurzem in der Mall in Q6/7. Søstrene Grene, im ersten Moment ein Mini-Ikea mit kleinem Rundgang. Ikea, weil erkennbar skandinavisch, allerdings hier fast ohne Möbel, sondern Kleinsortiment Nähe Ausgang. Viel Fichte natur, warme Erd- oder monochrome Pastellfarben vermitteln den Eindruck von Bio und Natürlichkeit, unterstützt von hölzernen Streichinstrumenten aus Lautsprecherboxen. Das Ambiente wäre als Vorbild für einen tollen Unverpackt-Laden geeignet und tatsächlich finden wir auch gläserne verschließbare Behälter für die Plastik freie Bevorratung. Der Schwerpunkt des Angebots geht auf Dekoration, Schenken, Utensilien und es gibt Süssigkeiten zu moderaten Preisen. Die Ratschläge der Gründer-Schwestern ziehen sich wie ein roter Faden durchs Geschäft, sehr stark auch der letzte Hinweis auf der Homepage:“Schauen Sie sich um, doch bitte denken Sie daran: Kaufen Sie immer nur das, was Sie wirklich brauchen!“ Ein Mehr an Notwendigem wäre geschäftsfördernd und möglicherweise ist das nachhaltigste Produkt jenes, das nicht produziert wurde. So geht das Konzept trotz allem Anschein viel zu zaghaft in Richtung sozial-ökologischen Wandel, dennoch besticht der Laden durch eine sinnlich angenehme Ausstrahlung.
Mit gewöhnlichen Feldblumen hat dieses Floristikgeschäft nichts zu tun, obwohl im hinteren Teil vielleicht manche Gräser den hier äußerst kultiviert blühenden Schnittblumen beigebunden werden. Nein, der Betreiber dieses bunten Ladens heißt dank eines glücklichen Umstands schlichtweg Hans Jürgen Feld. Ansonsten ist es der Wahnsinn. Wenn es je den Beruf eines Weihnachtsbaumgestalters gibt, hier wird er in Perfektion ausgeübt. Ob der Baum mit kleinen rosa Flamingos behängt wird oder mit schwarz-weißen Darth-Vader-Kugeln, mit glitzernden Kopfhörern oder mit klassisch roten Fliegenpilzen, es ist immer die Wucht. Überdekoriert gilt nicht. Der Laden ist ein Statement gegen halbe Sachen, gegen Schmucklosigkeit und für kreativen Überfluss. Also Glanz oder gar nicht? Nicht ganz! Die eherne Tugend der Bescheidenheit wird ja zuweilen ganz schlicht durch die zu Verfügung stehende Geldmenge erzeugt, also galt es, mich mutig zu offenbaren und siehe, nach einer freundlichen Beratung hielt ich einen wunderschön gebundenen, naturnahen Adventskranz in der Hand. Den freudigen Glanz gabs dann in den Augen.
An einem Tag, an dem das Einkaufen keinen Spaß machte, an dem ich Stress und Frustration in so vielen Gesichtern sah, an einem solchen Tag fiel mir in der Mall in Q7 das Werbebild eines jungen Mannes auf, in dessen Gesicht ich wie in keinem anderen alle Traurigkeit und Trostlosigkeit wiederfand. Ja es schien, als nehme er stellvertretend für uns jenes zwangsläufig unbefriedigte Dasein auf sich und seine übergroße Darstellung erweckte den Eindruck, er habe uns als Vorbild zu dienen. In dieser Vorbildlichkeit gibt es keine Freude und keine Erwartungen. Wir schauen mit ihm in eine Leere und vermissen nichts. Keine Sehnsucht, kein anderes Leben. Kein Aufstand, kein Geschrei. Seine Gesichtszüge erinnern mich an Mick Jagger. I can´t get no satisfaction. Kein weiterer Versuch mehr. Zu oft schon vergeblich. Es ist vorbei. Nebenan eine Video-Schleife in schwarz-weiß. Ein alter Mann zeigt mit Stolz sein bärtiges Gesicht, der High-Dynamic-Range-Effekt verstärkt die grobporigen Spuren seines offensichtlich erfolgreichen Lebens. Es war einmal. Die Zukunft wird faltenfrei. Eure perfekte Welt, sagt der Junge, hat mir die Hoffnung genommen. Aber ich weiß, dass Perfektion eine Illusion ist. So habe ich weder Hoffnung noch Illusion. Du kannst dir denken, dass ich geweint habe, sagt er. Es ist nicht so, dass ich cool bin. Es ist nicht so, dass ich klar denken könnte. Meine Augen müssen viel sehen. Es ist so, sagt er: Ich bin jung. Ich habe Gefühle und ich bin einfach traurig. Traurig und müde.
Kurz spielte ich noch mit dem Gedanken, im unteren Stockwerk bei Schnaps und Liebe einen zu zwitschern, aber dann ging ich doch gleich nach draußen und fand, wir hatten mal wieder ein echt komisches Wetter. Ich habe keine Ahnung, was es mit dem Burschen sonst so auf sich hat, aber ich denke, er hat einen guten Job gemacht.
Der traurigste Junge der Welt
Q7,Q6 Mannheim
Schaufenster Seidensticker