Wenn wir vom Rheindamm reden, meinen wir üblicherweise nicht den weitgestreckten Damm im Mannheimer Norden bei Sandhofen, sondern den idyllischen Abschnitt von der Schwarzwaldstraße im Lindenhof bis hin zum weniger idyllischem Großkraftwerk, also den gesamten östlichen Rand des Mannheimer Waldparks bis hinter die Silberpappel.

Die Kombination an diesem Ort mit Naherholung und Naturerleben, mit Fahradfahren, Spazierengehen, Joggen und dem äußerst reizvollem Auwald-Habitat ist ein Schatz, an dem sich schon Generationen von Mannheimner*innen erfreut haben. So gerät bei dem 3,5 km langen Spaziergang auf dem Damm mit seiner erhöhten Sicht über Kleingartenanlagen auf der einen, altem Baumbestand auf der anderen Seite, leicht in Vergessenheit, dass der Hauptzweck des Damms ursprünglich war und ist, die Stadt vor Hochwasser zu bewahren. Man muss annehmen, dass die Landesregierungsbehörde den liebgewonnenen Reiz dieses Dammweges nicht im Blick hatte, als sie Ingenieursberechnungen folgte, welche die Schutzwirkung des Damms in Gefahr sahen und daraufhin eine Dammertüchtigung plante, welche die Fällung von weit über 1000, manche sprechen von 2000 Bäumen entlang des Damms vorsieht. Eine wahrhaft schreckliche Vorstellung in Zeiten, in denen wir gerade lernen, Bäume zu umarmen.

Ich bin kein Fachmann auf dem Gebiet des Dammbaus und die meisten Menschen sind dies nicht, aber jedenfalls gibt es doch verschiedene Meinungen über die Methoden der Dammbefestigung und eine Bürgerinitative, die für ihre Petition zum Erhalt der Bäume schon über 30.000 Unterschriften zusammen brachte, stellte alternative Gutachten und Beispiele vor, nach denen sowohl der Damm ertüchtigt, als auch der kostbare Baumbestand erhalten werden könnte. Ein Spaziergang auf dem Rheindamm wird zur Zeit also begleitet von Plakaten und Informationen zu den geplanten Änderungen und so ist die reine Freude an der Natur getrübt. Der Konflikt, das ist spürbar, liegt inzwischen nicht allein in dem drohenden Verlust der Bäume durch die Pläne der Regierungsbehörde und der durch diesen Eingriff in Zukunft veränderten Erscheinung des Damms, sondern er erweitert und vertieft sich, so ist meine Wahrnehmung, durch eine ungenügende Form der Kommunikation. Das Regierungspräsidium hat die Macht und das Recht. Doch dies allein kann noch nicht als Argument zählen und spendet schon gar keinen Trost. Wir brauchen deutliche Anteilnahme und wir brauchen das Vertrauen, das hier nicht etwas um der Macht willen vollzogen wird, sondern in bester Abwägung unserer Bürgerinteressen. Dieses Vertrauen herzustellen bedeutet viel Arbeit für beide Seiten, doch ist der Rheindamm am Waldpark eben kein beliebiger Deichabschnitt an der friesischen Küste, er ist für uns weit mehr als „nur“ Hochwasserschutz, er ist die begehbare Grenzlinie eines in Mannheim einzigartigen Schutz- und Erholungsgebietes und damit auch ein Teil davon.
So oder so, der Damm wird zur Baustelle werden müssen, Grund genug, ihn zuvor noch zu besuchen und auch, sich die Petition mal anzuschauen oder, besser noch, sie zu unterstützen.
Rheindamm
zwischen Schwarzwaldstraße und GKM
(409) 11.2020
Schlagwörter: Bürgerbeteiligung, Lindenhof, Neckarau, Niederfeld, Widerstand