
Irgendwie liebe ich diese kleine Straße. Speziell vom Theater her kommend Richtung Neckar zeigt sie ihre Stärken. Wenn ich als Fußgänger (und nur als solcher spreche ich hier) einen kleinen Rechtsbogen nehme, weil mir die Einfahrt zum Theaterparkplatz die kerzengerade Überquerung der Hebelstraße nicht erlaubt, gelange ich auf den linken Bürgersteig, dessen Häuserzeile sich als geschlossene fünf stöckige Wohnbebauung mit einer Mischung aus Vor- und Nachkriegsbauten darstellt.

Auf der rechten Straßenseite ein ganz anderes Bild. Schrägparkplätze, Lieferanteneinfahrten, das Werkhaus des Nationaltheaters mitsamt seinem Casino beherrscht wie ein Werksgelände den Straßenzug und sorgt für eine gehörige Asymmetrie der Bebauung.

Die Straße scheint sich fast nach rechts abzusenken , würden nicht Feuerleitern und Dachterrassen wie aus einem Bühnenbild der West-Side-Story das Ganze in unterschiedlichen Höhen wieder nach oben ziehen.

Gehen wir nun wenige Schritte weiter, an einer Bäckereifiliale vorbei. Nein, wir halten am Schaufenster, derzeit Bäckerei Zorn und schauen kurz hinein.

In den 1960er Jahren wurde hier tatsächlich auch gebacken und der Bäckerjunge trug morgens die Brötchentüten aus. Als die Filialbäckerei Kohlmann die Geschäfte hier führte, gab es, völlig ungewöhnlich, französische Rotweine zu kaufen und ich führte dies immer darauf zurück, dass manche der hier lebenden Künstler und Schauspieler ihre lieben Gewohnheiten hatten. Nun aber nichts mehr davon. Wir wenden uns der Straße zu und erstaunen, wie sich das Collini-Center, einem gigantischen fremden Himmelskörper gleich in die Straßenflucht hineinschiebt und so für einen überwältigenden Kontrast sorgt.

Der Kontrast wird umso erregender, wenn wir uns das kunstvoll geschmiedete Vordach des Traditionshotel Mack betrachten. Was macht die rechte Seite? Riesige Fensterflächen, gewähren Einblicke in die Werksäle des Theaters, als wären sie überdimensionale Setzkästen.

Wer denkt nun, dass die Mozartstraße noch weiterführt über die Collini-Straße hinaus. Dort ist der Eingang zur Deutschen Rentenversicherung. Die Fensterfronten scheinen dem Werkhaus nachzueifern, allerding mit einer interessanten Schräglage, die man etwas bösartig als Hinweis zur Kassensituation deuten kann.

Tapfer gehen wir den letzten Zipfel an einem etwas improvisiert wirkendem Metallgeländer entlang, das uns dafür aber die Betrachtung des Collini-Center Parkplatzes gestattet. Am Ende wenden wir uns nach links, um schließlich zum Neckarufer zu gelangen.

Mozartstraße
Mannheim Oststadt
(247) 11.2016
Schlagwörter: Casino, Collini-Center, Deutsche Rentenversicherung, Oststadt, Studio Werkhaus