Es war diese 18:30 Uhr Vorstellung und ich weiß nicht, ob es für mich an diesem Abend noch bis zur 0:30 Uhr Vorstellung ging, jedenfalls legte ich die Filme ein, machte den Kartenverkauf und sonst noch alles mögliche im Odeon Kino.
„Gewalt und Leidenschaft“ von Luchino Visconti war auf dem Programm. Mit meinen 24 Jahren stand ich irgendwie mächtig unter Druck. Trotzig ließ ich gegen jede Gewohnheit „James Chance & the Contortions“ als Einlass-Musik ablaufen. Im Saal saßen drei Leute und warteten auf den Filmbeginn. Einem älteren Herrn im Anzug ging meine Kassette mächtig auf die Nerven und er beschwerte sich heftig bei mir. Er wolle entspannen und sich genussvoll auf den Film einstimmen. Ich erwiderte, was glaube er denn, wo er sei? Wir waren dann beide zornig.
Es stellte sich heraus, dass es im Film um einen Generationenkonflikt ging: Einem ruheliebenden Professor, gespielt von Burt Lancester, trampeln ein junger Untermieter, Helmut Berger, und seine Freunde auf der Zimmerdecke herum. Nach der Vorstellung, begann ich, wie der einsame Professor, das Andante von Mozarts Sinfonia Concertante KV 364 zu lieben.
O.k. Das war jetzt ne Geschichte aus dem Jahre 1984 und zum ältesten Programmkino Mannheims gäbs sicher noch ne Menge zu sagen, auch über ausverkaufte Vorstellungen und über Atemnot und alle Filme von Herbert Achternbusch und überhaupt. Aber für heute reicht mir die eine Vorstellung und ich fänd´s schön, wenn noch genügend Leute ins Odeon gehn, damit ich hier im Alter auch noch entspannt Filme genießen kann.
Odeon Kino
128 Plätze
G 7, 10
68159 Mannheim
0621 / 1 56 55 09
(103) 11.2013