Eher eine Seltenheit im modernen Bauwesen: Statt monotone Klötze hier Architektur perspektivisch gut und abwechslungsreich gegliedert, erzeugt Spannung und Lebendigkeit. Blick vom Münzplatz aus auf die Ecke R7.
Ich erkläre jetzt nicht, wie sich das Leben im Mannheim der 1970er abspielte. Nur so viel: Schallplatten gab es quasi an jeder Ecke: In vier Mannheimer Kaufhäusern, in diversen Elektrofachgeschäften, bei Musikalien- und Buchhändlern. Doch erst mit der Eröffnung des ROCK On 1978 hatte Mannheim seinen ersten reinen Plattenladen. Mit Kopfhöhrertheke, Verkäufern, die nicht aussahen wie Verkäufer, Plakaten und Regalen voller Rock, Reggae, Blues und so weiter.
Foto: Klaus Hiltscher
Jedenfalls meinten es die Sterne damals gut mit uns. Durch die Punkexplosion brauchten wir jede Menge neue Musik, Infos und neue Sounds. Die wichtigsten 500 Meter in der Innenstadt führten vom Jugendzentrum O4,8 über die Zentrale, Rock On, Copyshop zum Uni-Club. Das Rock On nahm dabei eine zentrale Stelle ein, hier gab es den direkten Kontakt nach London und Verständnis für die Dinge, die gerade passierten. Kein Zufall also, dass hier die Idee für den legendären Mannheim lacht Sampler entstand und das ebenso legendäre Fanzine Der kleine Bierfreund auslag. Kurzum ein Lieblingsladen, den man nicht beklauen wollte. 1982 war dann Schluss. Ruth und Klaus mussten nach vier stürmischen Jahren aus finanziellen Gründen das Rock On dicht machen und es wurde zur Legende. Unten im Bild eine kleine Auswahl lebenswichtiger mutmaßlich im Rock On gekauften Platten.
Container am Paradeplatz für den Vorverkauf zur BUGA 23. Der ermäßigte Vorverkauf für Dauerkarten geht bis zum 13. April. Mit 130 Euro immer noch ganz schön happig.
Auf ihrem „Weg zur Wertschöpfung“ (Road to Value) hat die Deutsche PostAG in den vergangenen Jahren nicht nur viele prominente Standorte, sondern auch jeglichen Glanz veräußert. Das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen Hauptpost am Paradeplatz befindet sich schon seit einiger Zeit im Umbau. Inzwischen ist zumindest vorübergehend die US-amerikanische Mode-Lifestyle Kette Urban Outfitters in die ehemalige große Schalterhalle eingezogen. Und hier eine nette Entdeckung: Die große alte Postuhr hängt noch und macht sich nach wie vor richtig gut. Ihre Zeitanzeige ist wie ganz selbstverständlich stehengeblieben.
Mag sein, dass Mannheim durch ein geschicktes Stadtmarketing weithin als die strahlende, sympathische Stadt zwischen Rhein und Neckar bekannt ist, doch hat auch bei uns wie üblich jede Medaille zwei Seiten. Für die hier Ansässigen bedarf es jedenfalls keines Halloween-Brauchtums, um jener dunklen, allzeit gegenwärtigen, unheimlichen, ja geradezu bösartigen Kehrseite gewahr zu werden, die in Mannheim im übrigen weder Tageslicht noch Öffentlichkeit scheut. Jedoch erscheint dem Autor dieses Blogs die Halloween-Zeit ein geeigneter Anlass für die Veröffentlichung seiner schockierenden Bilddokumente, da er im Schutz der allgemein verbreiteten Kampagnen für Kürbis, Gruseldeko und Kostüme weit unverfänglicher die Spuren wahren Schreckens, dem die Stadt unterworfen ist, der Nachwelt hinterlassen kann, wenngleich auch weit jenseits von Süßem und Saurem.
Im Laufe seiner umfangreichen Nachforschungen, die häufig von Gefahren für Leib und Seele begleitet waren, musste der Verfasser schließlich mit äußerstem Unbehagen erkennen, dass sich das Grauen in Mannheim nicht an einzelnen, bestimmten Orten verbirgt, sondern sich über das gesamte Stadtgebiet hinweg verbreitet und dabei die unterschiedlichsten Formen annehmen kann. Mal erscheint es als schemenhafter Geist in der Nähe der Flüsse, mal lässt es sich nur noch an den Spuren seiner Verwüstung wahrnehmen, mal hinterlässt das Grauen abseitige Botschaften und Zeichen. Die geneigte Leserschaft mag jedenfalls gewarnt sein und es ist ihr anheim gestellt, ob sie sich nun lieber den Phänomenen des Schreckens in der Natur oder denen an der nächsten Straßenecke gegenüber sieht, entkommen wird sie ihnen nicht.
In antiker Zeit wurde eine besondere Bauform erfunden, eine Bogenreihe, heute Arkaden genannt, die sich über Epochen hinweg bis heute erhalten hat. Wir finden sie als UNESCO Weltkulturerbe in Bologna, in Bern, Berlin genauso wie an Moscheen in der islamischen Welt. Der schönste und beliebteste Arkadengang Mannheims befindet sich zweifellos am Gebäudeensemble um den Friedrichsplatz, wo sie sich nicht nur nach oben runden, sondern sich auch in ihrer Gesamtheit in einer Bogenform um die Wasserturmanlage ziehen. Lange lagen in der Nachkriegszeit die Arkaden eher in einem Dornröschenschlaf, bis ihre repräsentative Wirkung wieder erkannt wurde und neben den schönen Cafés Flo und Dolceamaro, sowie anderer gastronomischen Einrichtungen endlich auch Immobilienmakler und Werbeagenturen einzogen, um die Arkaden am Friedrichsplatz vollends wieder zur ersten und besten Adresse Mannheims aufzuwerten.
Unverzeihlich bleibt es aber, dass der angrenzende Neubau der Kunsthalle diese wunderbare architektonische Steilvorlage aus dem beginnenden 20. Jahrhundert nicht einmal ansatzweise aufnimmt, sondern unseren Arkadengang in einen kahlen und nun zu breit geratenen Platz münden lässt, sodass letztendlich die Besucher des zur Kunsthalle gehörenden Terrassenkaffees Luxx Wind und Wetter ausgesetzt sind. Der wohltuende Schutz vor Regen und Sonne, den Arkaden bieten, wird allgemein bei der Planung von Neubauten heute leider viel zu wenig berücksichtigt. Sie fallen entweder der Effizienz oder der Sparsamkeit, um nicht zu sagen dem Geiz oder der Gier zum Opfer, gäben sie doch etwas Grundstücksfläche an die Öffentlichkeit zurück. Diringer & Scheidel und viele andere Großbauunternehmen jedenfalls bevorzugen in Mannheim eine glatte Kantenarchitektur, die nicht einmal Dachüberstände zulässt.
Nationaltheater
Rathaus
Neckarufer-Nord
Hauptfriedhof
Neckarufer-Nord
Außenansicht N6
N6
Barockschloss Außenansicht
Barockschloss
Stadthaus N1 Seitenansicht
Stadthaus N1
Arkaden Friedrichplatz
Ganz anders der damals als modern geltende Neubau des Nationaltheaters, den nahezu umlaufend gerade Säulengänge, sogenannte Kolonaden, zieren und so bei Regen seinen Besuchern den Eintritt wenigstens halbwegs trockenen Fußes ermöglicht. Die wohl ältesten Arkaden Mannheims finden wir natürlich am Barockschloss jeweils seitlich des Ehrenhofs. Studierende und Lehrkräfte sollten sie zu schätzen wissen, aber auch Angestellte des Mannheimer Rathauses dürfen sich über ihren Bogengang bei Ankunft und Verlassen des Arbeitsplatzes freuen. Ein besonderes Arkadenbauwerk von überwiegend gestalterischen Wert finden wir am Eingangsgebäude des Hauptfriedhofs, welches 1842 fertiggestellt wurde. Hier scheinen sich die Arkaden träumerisch verklärt auf ihre antiken Vorbilder zu beziehen und wollen uns von Schönheit und Vergänglichkeit erzählen. Ich habe in der kleinen Diaschau oben noch weitere Bilder von Mannheimer Arkaden und Kolonaden unterschiedlichster Art zusammengestellt. Übrigens ist dies der Beitrag zum 10. Geburtstag des Blogs. Hoffe euch gefällts.
Fast jeder, der seinen Fuß auf eine Mannheimer Neckarbrücke setzt, wird in der Regel von dem nahezu unwiderstehlichen Verlangen befallen, ein Foto des bezaubernden Anblicks, der sich wahlweise im Osten oder Westen bietet, zu schießen. Hierbei war es bisher üblich, das zierlos nüchterne Brückengeländer fotografisch möglichst zu vermeiden. Auf der Kurpfalzbrücke indes ist dies nun anders. Die beiden goldfarben gestrichenen Handläufe setzen, zumindest bei Sonnenschein, seit knapp einem Jahr der Brücke selbst ein Glanzlicht auf.
Auch wenn in Mannheim selbstverständlich gilt, dass nicht alles Gold ist was glänzt, unterstreicht und verdeutlicht unser Handlauf aber doch, dass Brücken in jeder Hinsicht Gold wert sind. Idee und Realisierung stammen übrigens von der Künstlerin Nina Nielebock in Zusammenarbeit mit dem Verein Industrietempel. Die Stadt gab ihr verbindliches okay und so reiht sich, quasi in einen Handstreich, Mannheim nun ein in die illustre Liste goldener Brückenstädte wie Florenz, Cầu Vàng, Prag und San Francisco.
Die Goldbrigg Kurpfalzbrücke, 2 mal 187 Meter goldener Handlaufseit 2021
Mannheimer Wasserturm in 12 Farben und in verschiedenen Größen als Multiple bei Galerie Cameo in der Kurfürstenpassage. Zehn Prozent vom Verkaufspreis gehen an den Verein Stadtbild Mannheim e V.
Bilder eines Suchenden. Fotografien von Arthur Bauer, KAZAN IN FEBRUARY (und natürlich auch hier Peace for Ukraine). Zwischennutzung in der sanierten und endlich wiedereröffneten ÖVA – Passage.
Sonntagsfahrverbot? Hohe Spritpreise? Verkehrsberuhigung? Kein Problem! Jetzt gibt es SUVs endlich auch als Sandalen, für schlappe 650 Euro. Das sind zur Zeit ja eigentlich grade mal vier Tankfüllungen?! Zeit umzusteigen!
Schaufenster 45 Balenciaga, gesehen bei Engelhorn O5, 1 68161 Mannheim
Klein geht auch. Beliebter Greek Streetfood Imbiss nicht weit vom Wasserturm, mit mächtigem Output. Die zwei Jungs drinnen geben alles. Frisch vor Ort.
Suboptimal wirkt diese provisorische Umleitungsführung am Suezkanal, frei für Rad-und Fußverkehr in beide Richtungen. Die Lindenhof-Unterführung am Hauptbahnhof ist bis zum Frühjahr 2022 gesperrt, der Suezkanal aktuell die einzige direkte Verbindung zwischen Lindenhof und Innenstadt. Die Bilder hier entstanden an einem Sonntag. Wer den regen Betrieb an Werktagen kennt, kann sich aber vorstellen, dass dieses Nadelöhr an der Behelfstreppe für alle Verkehrsteilnehmerinnen eine echte Herausforderung darstellt. Für Gegenverkehr ist eigentlich kein Platz.
Ab März 2022 will die Deutsche Bahn Sanierungsarbeiten im Gleisbereich durchführen, die voraussichtlich bis Ende 2024 dauern werden. In dieser Zeit wird der Suezkanal für den gesamten Durchgangsverkehr gesperrt sein. Mal sehen, wie dann die neue Bahnhofsunterführung zum Lindenhof ausschaut.
Sicherlich zählen die Wasserspiele an der Friedrichsplatz-Anlage zu den top Sehenswürdigkeiten Mannheims, besonders wenn an den Wochenenden von Ostern bis Oktober die bunten Lichter eingeschaltet werden. Heute, am 3. Oktober heißt es aber erstmal für eine ganze Weile Abschied nehmen von Wasserspiel und Lichterglanz, denn die Becken und Rohre der Wasserspiele werden saniert. Die Arbeiten dauern wohl die ganze Saison 2022, sodass die Fontainen erst zur Bundesgartenschau 2023 wieder zu erleben sein werden. Als kleinen Trost könnt ihr wenigstens hier immer mal wieder Bilder anschauen.
Wow. Ein großer Secondhandladen für Kleidung hat in der Kunststraße eröffnet. Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Klimabewusstsein sind im Herzen der Innenstadt angekommen. Meine freudige Erwartung hing hoch. Das Mannheimer SecondPlus ist der neueste Glied in der Kette von insgesamt 14 Läden, die überwiegend in der Pfalz, aber auch seit langem schon in Vierheim Secondhandkleidung anbieten. Es liegt auf der Hand, dass schnelle Mode unfair ist und das Klima anheizt, secondhand dagegen ist cool. Greta Thunberg äußerte in einem Interview einmal, dass sie sich schon seit drei Jahren keine neuen Klamotten mehr gekauft hat, sondern secondhand oder getauschte Sachen trägt.
Nachhaltigkeit ist also en vogue und es könnte alles so schön sein. Eine gute Inszenierung, eine angenehme Athmosphäre, saubere, ausgewählte Klamotten und sogar eine Upcycling- und Vintageabteilung. Aber WTF! Warum um alles in der Welt liegt da Plastikramsch als Schüttware zur Ergänzung des Sortiments herum? Von Klobürsten, Messbechern bis zu Fliegenfallen verteilt sich zusätzlich zum Kleidersortiment über den ganzen Laden hinweg neu produzierte Billigware, die ich vielleicht bei Rudis Resterampe, nicht aber bei einem mit dem Nachhaltigkeitsgedanken werbenden Unternehmen akzeptieren kann. Der Klimaschuss verhallte also wieder mal ungehört und es wird klar, dass hier im Wesentlichen die Kundschaft durch günstige Preise angezogen werden soll und nicht durch eine konsequent umweltschonende Linie. Dabei wäre doch beides möglich, denn durch die Nähe zu den Engelhorn Modegeschäften ist auch eine Chance für Qualitätsbewusstsein gegeben. Betrachte ich nun rechts die Kunststraße vom Wasserturm aus, muss ich mit TEDi, einer Spielothek, secondPlus, Zalando Outlet und Sportwetten ein Shoppingniveau im Sinkflug registrieren. Die Baustelle der aufgegebenen Galeria-Kaufhof besorgt ein übriges. Lediglich Urmel und das kleine Artefakte halten treu die Fahnen hoch. Aber, nur weil ich jetzt hier rumheule, soll das euch natürlich nicht davon abhalten, secondhand zu kaufen.
Natürlich gibt es Schöneres als verwilderte Stadttauben. Zahlreich fügen sie sich in die Grupello-Pyramide auf dem Paradeplatz ein, als wären sie dazugehörige Teile der Skulptur. Unterhalb der Tapferkeitsinschrift „es ist römisch, leidend zu handeln“ hat sich allerdings ein weiße Taube eingefunden. Sie erinnert daran, dass Tauben seit uralter Zeit auch als ein Zeichen des Friedens gelten.
Friedlich und sehr gechillt geht es unterdessen auch bei den Menschen zu, die sich ebenfalls um die Brunnenanlage am Paradeplatz eingefunden haben. Wer jetzt hier sitzt ist angekommen und muss nicht mehr an jeder Ecke Neues entdecken. Der Stress, ob Einkauf, Arbeit oder Verkehr, ist gerade mal weg. Alles entspannt, null Adrenalin.