Seit 2013 ist diese Plastik des in Mannheim geborenen Künstlers Michael Volkmer zu sehen und wechselt dabei immer mal wieder den Standort, der jeweils auch ein ehemaliger Tatort war in Mannheim. Die sterile und abweisende Erscheinung des Quaderblocks weckt Erinnerungen an Krankenhaus und Anstalt im negativem Sinn. Die in der Nazi-Zeit unter der Ideologie der Rassenhygiene verübten Taten an sog. Behinderten können heute deutlich als Verbrechen markiert werden, wenngleich die damals das Unrecht Ausführende kaum zur Rechenschaft gezogen wurden. Schwieriger ist es in heutiger Zeit, einzuordnen, wo sich die Linien der Macht entlangziehen. Die aktuell diskutierte Vorlage, praenatale Bluttests zu Regelleistungen der Krankenkassen zu machen, will dafür sorgen, dass behinderte Kinder nicht zum sozialen Stigma werden. Andererseits definiert der Test auch eine Norm und eine weitere Tür für den gesellschaftlichen Trend zur Selbstoptimierung könnte geöffnet werden. Durch neue Techniken lassen sich womöglich bald noch mehr Eigenschaften als Geschlecht oder Down-Syndrom vor der Geburt schon erkennen.
Ich weiß nicht, wie viele sogenannte Behinderte dieses Blog lesen, aber mit etwas Emphatie kann ich mir vorstellen, dass meine Normalität eine etwas andere ist, als die eines behinderten Menschen. Und so stellt sich mir die Frage nach der Macht, die Normen und Gesundheit definiert und wie sie mit Abweichungen umgeht. Und es stellt sich auch die Frage nach der Freiheit, für die um ihr Selbstbestimmungsrecht kämpfenden Frauen, wie auch die Frage nach der Lebensqualität entscheidend ist, die die gesellschaftliche Ordnung für die von der Norm Abweichenden und ihren Familien bereithält.
Mahnmal für die Opfer der Zwangssterilisation im Nationalsozialismus
An wechselnden Standorten in Mannheim
(338) 01.2019