Zu Recht wird diese neu eröffnete Lokalität viel beachtet und gelobt. Als selbst ernanntes Anti-Café reagiert Klokke in neuer Weise auf einen Bedarf, der ganz offensichtlich war: Ein Raum in der Stadt, gemütlich, kommunikativ, ohne Zwang zum Verzehr und Konsum. Hier gibt es zwar Kaffee, aber nicht dieser, sondern die Zeit ist hier zu zahlen, denn von irgendetwas müssen die beiden Betreiberinnen ja leben. Und so leitet sich Klokke wohl ab von Uhr und Glocke.
Bei aller Sympathie weckt dieses Konzept bei mir auch grundsätzliche Fragen: Wenn wir einen Kaffee trinken, betrachten wir das im Allgemeinen als privat, aber klar ist auch, viele Tassen Kaffee werden in der Stadt nur getrunken, um zu sitzen und zu reden. Egal ob bei Tschibo, Grimminger, Cafe Vogelfrei… Wenn es in der Stadt einen solchen Bedarf nach Räumen für Kommunikation und zum Verweilen gibt, ist dies eher ein Interesse von allgemeiner Art. Sollte deren Erfüllung nicht zu den öffentlichen Aufgaben gehören? Ich meine, dass die Stadt solche Räume nicht selbst betreiben müsste, aber Initiativen zu solchem Gemeinwohl sollte sie unterstützen. Denn das Zeitgeld bleibt eine Zugangsbeschränkung und macht das Anti-Cafe trotz all seiner Attraktivität gewollt oder ungewollt zur Vorhut einer Gentrifizierung in der Neckarstadt-West. Dennoch stößt Klokke eine Tür auf, gibt einen Blick frei auf die Stadt meiner süßen Träume: Eine Stadt mit gepflegten Rückzugsräumen, kulturellen Treffpunkten zum Austausch, gemütlich und frei, ohne Eintritt und Konsum.
Klokke
Mittelstraße 19
Ecke Laurentiusstraße
68169 Mannheim
Tel.: 0621 43709136
Öffnungszeiten
Mo – So: 9 – 21 h
(296) 12.2017