Es ist weiß Gott einfacher, ein schönes Bild zu posten, als einen Artikel über das Mannheimer Trinkwasser zu schreiben. Denn was heute bei uns wie selbstverständlich aus dem Hahn fließt, ist im Grunde eine hoch komplexe Angelegenheit. Noch vor 220 Jahren rann das Wasser in Mannheim aus Pumpbrunnen und glich in heißen Sommermonaten wohl eher einer stinkenden trüben Brühe. Kurfürst Karl Theodor ließ sich seinerzeit sein Wasser jedenfalls aus Heidelberg kommen.
Heutzutage ist unser Leitungswasser klar, fließt mit ordentlichem Druck aus den Rohren und es schmeckt mir. Allerdings ist es hart, jedoch nicht, wie sich manch Ultra-Mannheimer vielleicht wünscht, das Härteste. Mit 19° dH (Grad deutsche Härte) liegt es im Härtebereich 3, beim Wasserwerk Berlin Wuhlheide legt man bei einer Gesamthärte von 23,2°dH noch mal eine Schippe Waschmittel mehr drauf. Aber ich weiche ab, schließlich wird die Wasserversorgung hier ja von der MVV Energie AG ( Mannheimer Versorgung und Verkehr) sichergestellt. Diese bedient als börsennotierte AG mit unserem Grundlebensmittel Nr.1 zwar auch Renditen und Dividenden für Aktionäre, befindet sich aber mit einer knappen Mehrheit von 50,1 % immerhin in kommunaler Hand der Stadt Mannheim, zudem steht der Wasserpreis unter gesetzlicher Aufsicht.
Unser Wasser wird aus Grundwasser gewonnen und muss glücklicherweise nicht mit Chlor versetzt werden. Die größte Menge kommt aus dem Rheinauer Wald, die Wasserwerke Käfertaler Wald und Schwetzinger Hardt (Brunnentiefe 150 m) tragen einen guten Teil zur Qualitätsverbesserung bei und stellen die Versorgung für unseren täglichen Wasserverbrauch von 160 l pro Kopf sicher (2007). Während der Kalk im Wasser lästig, aber gesundheitlich nicht bedenklich ist, heißen die Feinde gesunden Wassers unter anderem Nitrat und Nitrit durch Düngung bei der Landwirtschaft. Im Wasserschutzgebiet Rheinau gilt bereits ein Grundwassersanierungsplan mit besonderen Auflagen für Landwirte, weil Nitratwerte vorliegen, die problematisch werden könnten. Da das Wasser, wenn es nicht verdunstet oder abfließt nur langsam durch Sand und Gestein nach unten rieselt, sich dabei eigentlich wunderbar auf natürliche Weise selbst reinigt, kann Nitrat aber zum langwierigen Problem von Jahrzehnten werden.
Dennoch ist unser in den drei Wasserwerken aufbereitetes und als LIQUA von der MVV vermarktete Trinkwasser für Säuglingsnahrung geeignet. Es ist übrigens auch in Viernheim, Ilvesheim und Brühl zu haben. 1300 km Wasserrohre durchziehen die Stadt, wenn ich´s richtig verstanden habe, unterquert eine Verbundleitung der Wasserwerke auch den Neckar. Die Versorgung der Haushalte liegt heute bei nahezu 100%. Im Jahre 1900 gab es bei 120.000 Einwohnern gerade mal 5170 Anschlüsse. Somit können wir den alten Wasserturm und seine Fontänen am Friedrichsplatz auch als ein Symbol des Strebens nach Modernität betrachten… Gesundes Wasser für alle!
So, ich hoffe, das war jetzt flüssig genug und nicht zu trocken für euch.
Wasser
(210) 07.2015