In antiker Zeit wurde eine besondere Bauform erfunden, eine Bogenreihe, heute Arkaden genannt, die sich über Epochen hinweg bis heute erhalten hat. Wir finden sie als UNESCO Weltkulturerbe in Bologna, in Bern, Berlin genauso wie an Moscheen in der islamischen Welt. Der schönste und beliebteste Arkadengang Mannheims befindet sich zweifellos am Gebäudeensemble um den Friedrichsplatz, wo sie sich nicht nur nach oben runden, sondern sich auch in ihrer Gesamtheit in einer Bogenform um die Wasserturmanlage ziehen. Lange lagen in der Nachkriegszeit die Arkaden eher in einem Dornröschenschlaf, bis ihre repräsentative Wirkung wieder erkannt wurde und neben den schönen Cafés Flo und Dolceamaro, sowie anderer gastronomischen Einrichtungen endlich auch Immobilienmakler und Werbeagenturen einzogen, um die Arkaden am Friedrichsplatz vollends wieder zur ersten und besten Adresse Mannheims aufzuwerten.

Unverzeihlich bleibt es aber, dass der angrenzende Neubau der Kunsthalle diese wunderbare architektonische Steilvorlage aus dem beginnenden 20. Jahrhundert nicht einmal ansatzweise aufnimmt, sondern unseren Arkadengang in einen kahlen und nun zu breit geratenen Platz münden lässt, sodass letztendlich die Besucher des zur Kunsthalle gehörenden Terrassenkaffees Luxx Wind und Wetter ausgesetzt sind. Der wohltuende Schutz vor Regen und Sonne, den Arkaden bieten, wird allgemein bei der Planung von Neubauten heute leider viel zu wenig berücksichtigt. Sie fallen entweder der Effizienz oder der Sparsamkeit, um nicht zu sagen dem Geiz oder der Gier zum Opfer, gäben sie doch etwas Grundstücksfläche an die Öffentlichkeit zurück. Diringer & Scheidel und viele andere Großbauunternehmen jedenfalls bevorzugen in Mannheim eine glatte Kantenarchitektur, die nicht einmal Dachüberstände zulässt.
Ganz anders der damals als modern geltende Neubau des Nationaltheaters, den nahezu umlaufend gerade Säulengänge, sogenannte Kolonaden, zieren und so bei Regen seinen Besuchern den Eintritt wenigstens halbwegs trockenen Fußes ermöglicht. Die wohl ältesten Arkaden Mannheims finden wir natürlich am Barockschloss jeweils seitlich des Ehrenhofs. Studierende und Lehrkräfte sollten sie zu schätzen wissen, aber auch Angestellte des Mannheimer Rathauses dürfen sich über ihren Bogengang bei Ankunft und Verlassen des Arbeitsplatzes freuen. Ein besonderes Arkadenbauwerk von überwiegend gestalterischen Wert finden wir am Eingangsgebäude des Hauptfriedhofs, welches 1842 fertiggestellt wurde. Hier scheinen sich die Arkaden träumerisch verklärt auf ihre antiken Vorbilder zu beziehen und wollen uns von Schönheit und Vergänglichkeit erzählen. Ich habe in der kleinen Diaschau oben noch weitere Bilder von Mannheimer Arkaden und Kolonaden unterschiedlichster Art zusammengestellt. Übrigens ist dies der Beitrag zum 10. Geburtstag des Blogs. Hoffe euch gefällts.
Arkaden in Mannheim
(473) 10.2022