Das Zeughaus gab es ja schon zu meiner Kindheit, na ja, eigentlich stammt es sogar aus der spät kurfürstlichen Zeit und war ursprünglich eine Kaserne. Draußen der Exerzierplatz und drinnen die ganzen Waffen und das Rüstzeug, Zeugs eben. Jedenfalls glaubte ich als Kind, das Zeughaus hieß so, weil es etwas bezeugt, also Zeugnis von etwas gibt und dachte gar nicht an Waffen, sondern es war klar das Museum. Ich wußte damals nicht genau, was ich von Museen halten sollte. Im obersten Stock stand eine Indianerfigur mit Kopfschmuck, in einer Vitrine glaub ich, und der Federschmuck wirkte irgendwie so alt, das mochte ich nicht, obwohl ich Indianer eigentlich ja schon ziemlich gut fand. Dann gab es einen Schrumpfkopf, der war gruselig, den mochte meine Mutter nicht, ich mochte ihn dann auch nicht. Viel viel später fand eine große Schädelausstellung statt, da bin ich aber nicht hineingegangen. Jetzt sind sie glaub ich alle weg, in Kisten verpackt und lagern in irgendwelchen Kellern und Archiven. Wie Kinder heutzutage wohl diese Augen finden? Sie schauen so übergroß aus den Fenstern. Es sind Abbilder der Augen einer Schaufensterpuppe, also die können ohnehin nicht sehen, aber schauen. Es geht ja auch um Schau, könnte man sagen. Zum Beispiel die Barockschau, die ich trotz der furchtbaren Werbung eigentlich ziemlich gut fand. Schon erstaunlich, wie Erfindungen damals die Welt, den Alltag und die Mode verändert hatten und Handelskriege gab es auch schon. Und auch erfundene Länder und Reiseberichte in diese Länder. Gullivers Reisen war so eine Fake-Geschichte. Schon sehr interessant. Wirklich.
Zeughaus
C 5
61569 Mannheim
(256) 01.2017