Mag sein, dass Mannheim durch ein geschicktes Stadtmarketing weithin als die strahlende, sympathische Stadt zwischen Rhein und Neckar bekannt ist, doch hat auch bei uns wie üblich jede Medaille zwei Seiten. Für die hier Ansässigen bedarf es jedenfalls keines Halloween-Brauchtums, um jener dunklen, allzeit gegenwärtigen, unheimlichen, ja geradezu bösartigen Kehrseite gewahr zu werden, die in Mannheim im übrigen weder Tageslicht noch Öffentlichkeit scheut. Jedoch erscheint dem Autor dieses Blogs die Halloween-Zeit ein geeigneter Anlass für die Veröffentlichung seiner schockierenden Bilddokumente, da er im Schutz der allgemein verbreiteten Kampagnen für Kürbis, Gruseldeko und Kostüme weit unverfänglicher die Spuren wahren Schreckens, dem die Stadt unterworfen ist, der Nachwelt hinterlassen kann, wenngleich auch weit jenseits von Süßem und Saurem.

Im Laufe seiner umfangreichen Nachforschungen, die häufig von Gefahren für Leib und Seele begleitet waren, musste der Verfasser schließlich mit äußerstem Unbehagen erkennen, dass sich das Grauen in Mannheim nicht an einzelnen, bestimmten Orten verbirgt, sondern sich über das gesamte Stadtgebiet hinweg verbreitet und dabei die unterschiedlichsten Formen annehmen kann. Mal erscheint es als schemenhafter Geist in der Nähe der Flüsse, mal lässt es sich nur noch an den Spuren seiner Verwüstung wahrnehmen, mal hinterlässt das Grauen abseitige Botschaften und Zeichen. Die geneigte Leserschaft mag jedenfalls gewarnt sein und es ist ihr anheim gestellt, ob sie sich nun lieber den Phänomenen des Schreckens in der Natur oder denen an der nächsten Straßenecke gegenüber sieht, entkommen wird sie ihnen nicht.
Mannheim, Stadt des Grauens
(474) 10.2022