„Bringt mal jemand den Müll raus!“ – „Welchen Müll?“
Tja, so schnell kann es gehen. Gestern hatten wir noch über die gelbe Tonne gestritten, schon erreicht uns die Zero Waste Bewegung und in Mannheim öffnet Eddie’s Unverpackt Einkaufen. Genauer gesagt in der Schwetzingerstadt. Es ist bereits der 65. Unverpackt-Laden in Deutschland und Mannheims erster. Ein Laden, wie er vor hundert Jahren in seiner Bedeutung noch undenkbar war, als Milch natürlich in die Kanne kam und das Wort Selbstbedienung noch nicht im Duden stand. Ab den Fünfzigern hiess es dann aber, Selbstbedienung spart Zeit. Und wo ist sie hin, die Zeit? Jedenfalls haben wir mehr Waren, mehr Verpackungsmüll und ich von all dem einen ökologischen Fussabdruck bekommen. Plastik ist ja ein Synonym für Müll und es ist bei Lebensmitteln auf jedenfall das, was du nicht mitessen solltest. Der Müllberg wächst und ein Blick in den Kühlschrank sagt mir auch warum. Und nein, es liegt nicht nur an den Kronenkorken anstatt des Bügelverschlusses. Also muss ich mich wieder mal organisieren für das „gute Leben“. Da ist bei Eddie’s der Kauf von fairen Baumwollsäckchen fürs Brot und Gemüse noch der leichteste Anfang und immerhin, doch ein Anfang…
Im Laden stehen Schütten und Waagen, Insignien alter Kaufmannszunft, aber wir wollen das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, sondern es nun selbst in die Hand nehmen, wiegen und erwägen zugleich Sinnliches erleben und vor allem vermeiden wir Müll. Setzen Zeichen, denken nach vorne, vorne, wo all die unerkannten, ungenutzten Möglichkeiten liegen, die du natürlich ad absurdum führen kannst, wenn du mit dem SUV vorfährst. Dann nimm lieber das Lastenrad bei Wohnhunger nebenan und bring deinem Nachbarn auch gleich was mit.
Tatsächlich sind in Eritrea Plastiktüten verboten, aber durch eine traditionelle Rollenverteilung sind Frauen auch den ganzen Tag mit Versorgungsaufgaben für die Familie beschäftigt. Gleichzeitig sind dort die Einwohner pro Kopf lediglich für 100 kg CO2 im Jahr verantwortlich, wir hingegen habe eine pro Kopf Last von 9,4 Tonnen!! jährlich zu tragen.
Die Sache ist also komplex und kann wohl nicht von mir und dem Einzelhandel alleine gelöst werden. Das Thema Nachhaltigkeit mündet in Fragen nach Qualität, bei Eddie’s übrigens bio und in die Frage nach sozialer Gerechtigkeit. Dieser schöne Laden ist eine sichtbare Speerspitze für ein besseres, giftfreieres Leben hier und macht uns ein Angebot zur individuellen Ressourcenschonung. Das ist gut. Deshalb möchte ich auch nicht, dass Nazis und Rassisten verpackungsfrei einkaufen. Die sollen erstmal ihren geistigen Dreck entsorgen. Das gehört zwar nicht hierher, aber vielleicht eben doch.
Eddie´s
Verpackungsfrei Einkaufen
Seckenheimer Str. 21
68165 Mannheim
(305) 03.2018