Hinter dem Schlossflügel im Osten, auf Höhe von L5, abseits der Brückenauffahrt zum Lindenhof, liegt der Einstieg, versteckt und fast geheim. Nur wenige Fußgänger wagen sich die Treppenstufen hinab, um dreizehn Bahngleise zu unterqueren, von denen zehn über den mit reißenden Strudeln voran strömenden Rhein führen und drei in einen düsteren Hafen, oder war es umgekehrt?
Nachts, wenn kein diffuses Tageslicht mildernde Umstände gewährt, verstärken Neonröhren ihre Leuchtkraft und lassen unzählige Farben in feuchtem Glanz hervortreten, so frisch, als hätte sich eben noch Sprühnebel auf die Wände gelegt.
Kryptische Zeichen, unbekannte, sich überlagernde Formeln geben Zeugnis wiederholter ritueller Handlungen und Beschwörungen, um die Geister jenes, in der Vorzeit von den Ahnen mit grauen Kacheln ausgestalteten ANGSTRAUMS zu bannen.
Die Unterführung endet am Aufstieg zum Monte Gogolo. Nun beleuchten einzig die Bildschirme von Smartphones, deren Besitzer auf Bänken am Wegesrand lagern, den Pfad. Er führt zu zwei paralell angeordneten röhrenartigen Hallen.
Diese Räume offenbaren neue gewaltige Dimensionen des Ritus. In erschreckender Leibhaftigkeit brechen aus den Schriftzeichen Dämonen, fremdartige Wesen und Visionen hervor, nur durch eine Mixtur geheimer, schnell härtender Substanzen daran gehindert, ihr gekacheltes Gefängnis zu verlassen.
Kleine Unterführung zum Schlossgarten
Mannheim
Innenstadt/Lindenhof
(177) 10.2014
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