Ich muss gestehen, dass ich in meiner Jugendzeit meistens im Jugendzentrum in O4,8 abhing und am 2.März 1978 bei der feierlichen Einweihung des Forums der Jugend am Neckarufer Nord nicht anwesend war. Zu dieser Zeit sah ich zwei Lager, hier mein geliebtes Selbstverwaltete, da eine städtische Einrichtung, die ja per se nicht systemüberwindend sein konnte und die ich somit eher argwöhnisch als eine mögliche Konkurrenz betrachtete.

Heute freut es ich mich, dass es das Forum der Jugend noch gibt, ich würde jetzt sogar sagen, es kann gar nicht genug Räume und Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene geben. Fast höhlenartig eingebettet liegt es am Fuß des 1. Hochhausturms (das Forum wurde übrigens vom Bund deutscher Architekten ausgezeichnet) und ist deutlich erkennbar ein Kind der 70er Jahre, jener zwiespältigen Zeit, in der den Jugendlichen vielerorts mit Misstrauen und Ablehnung begegnet wurde. Demgegenüber verweist der Name Forum auf eine progressive, politische Absicht: hier ist ein Raum für junge Menschen zum Austausch, zur Selbsterfahrung, zur Diskussion, für kreatives Ausprobieren und jugendkulturelle Darstellung. Genau genommen sind es sechs Räume, von der Cafetria bis zum Grossen Saal, der Veranstaltungen für bis zu 400 Leuten ermöglicht.

Die Angebote umfassen die Themen Theater, Film, Kunst und Design, politische Diskussionen und Nachhaltigkeit, Nähkurse, Workshops und vieles mehr. Seit 1992 befindet sich das Forum nicht mehr in kommunaler Hand sondern der Stadtjugendring e.V. fungiert als Träger. Neben den internen Veranstaltungen bietet das Forum auch Raum für nicht-kommerzielle Veranstaltungen wie dem Mannheimer Winteraward, dem anarchistischen Büchermarkt, oder einen Kleidertauschmarkt und ist für viele Vereine und Initiativen ein wichtiger Ort der Zusammenkunft. Trotz der unbestrittenen Bedeutung dieser Einrichtung, stand das Forum bei den Haushaltsberatungen der Stadt oftmals mit dem Rücken zur Wand und es ist ihm hoch anzurechnen, dass es sich bei Kürzungsplänen für das selbstverwaltete Juz Friedrich Dürr solidarisch zeigte.
Durch die Pandemie müssen die Jugendlichen derzeit vieles entbehren, was für ihre Entwicklung unmittelbar von Bedeutung ist, sei es ihre Protestform des Schulstreiks für fridays for future bis zu den Möglichkeiten eines freien Austauschs innerhalb ihrer Altersgruppe. Zu befürchten ist aber, dass nach dem Coronarausch ein ernüchternder Kater folgt und das knappe Geld, das zu verteilen ist, der Jugend als Zeichen der Wertschätzung nicht etwa gegeben, sondern durch finanzielle Kürzungen im Haushalt auch noch genommen wird.
Das Forum wird dann der wichtige Ort sein, der den Jugendlichen die Möglichkeit gibt, sich zu organisieren und ihre Forderungen und Ansprüche an die Gesellschaft zu formulieren und einzufordern.
Die Pandemie hinterlässt in vielen Bereichen Schäden. Unser Wiederaufbauprogramm aber sollte bei der Jugend beginnen.

Jugendkulturzentrum FORUM
Neckarpromenade 46, 68167 Mannheim
0621 2937661
(411) 11.2020
Schlagwörter: Jugend, Kultur, Neckarstadt-Ost, Veranstaltung