Trauriges update 24.07.2015 – Am 23.07.2015 ist Norbert Schwefel nach schwerer Krankheit gestorben. Mein Mitgefühl für alle, die ihm nahe waren. Die Beerdigung findet am Do. 06.08. 12:00 Uhr auf dem Mannheimer Hauptfriedhof statt. Der folgende Beitrag liest sich jetzt wie ein Nachruf, ich bin aber froh, ihn schon zu Schwefels Lebzeiten veröffentlicht zu haben.

Ein Artikel über Norbert Schwefel ist ein großer Moment für Alles Mannheim, wie auch seine Auftritte und Veröffentlichungen immer ein besonderes Ereignis in der Mannheimer Musikszene darstellen und ich werde jeden enttäuschen der erwartet, dass ich nun aus dem Nähkästchen plaudere oder rezensiere. Lasst mich über Liebe reden. Über Liebe und Hingabe. Zum Beispiel das Echo, das sich über Schwefels Stimme legt, ist die Liebe zu Alan Vega. Wenn Schwefel zur Sitar greift, ist es Liebe zu George Harrison und wenn sein Gesang sich mit Halbtönen füllt, hören wir seine Hingabe zu David Bowie. Er ist ein bekennender Fan, bei seinen Konzerten die mal pulsierende, mal schwingende Membran, die uns mit jener Zauberwelt aus Sound, Geist und Magie verbindet, in der sich Gegenwart nicht in einem Punkt fixiert, sondern zu einem Kosmos dehnt. Lasst uns Räucherstäbchen anzünden und ein Lied von Syd Barrett spielen. Trotz aller Abhängigkeit von seinen wechselnden inspirierenden Genien ist er voller Charisma. Manche Songs gehen ab, dass du die Lautstärke einfach hochdrehen musst. Wie könnten wir einen derart Liebenden kritisieren, der zu keinem Kalkül fähig ist? Der sich schon seit seinem Debut Schizophrenic Party vom düsteren Sog in urbane Abgründe hat reißen lassen, nicht nur Träumen, sondern auch Alpträumen folgt. Die Folge: ein eigenes Label, Sulphur-Sonic und wunderbare Free-Sulphur-Sonic-Open-Air Veranstaltungen auf der Neckarwiese, die er vor rund zehn Jahren organisierte, voller Idealismus, mit vegetarischen Burgern und hohem Risiko. Und so reden wir hier nicht über einen Musiker, der Millionen verdient, obwohl allein der Songblock 7-9 auf seiner CD Mystifier auf einer Beck-CD zu Platin-Status führen könnte, sondern vom viel zitierten Underground, genauer dem Mannheimer Underground, dessen unbestrittener Held er ist. Eine kleine Auswahl an Videos aus dem Netz habe ich hier unten verlinkt. Die Zeitspanne reicht von 1988 bis 2014. Bei last fm gibt es noch eine Kurzbiographie zu Band und Künstler.
Champagne Champagne And The Golden Rain (1988)
Harley-Davidson – Schwefel live in der Alten Feuerwache 1994
Im Silo Der Sterne – Schwefel und die Schokoladendämpfe (2007)
Tomorrow Never Knows – Live im Blau 2011
Ask A Bit Of Earth aus dem Album A Snake Ate Your Grandfather´s Hat (2012) – mag ich besonders
Kolk Schwefel / Volker Hartmann-Langenfelder (2014) Schwefel Mannheimer Musiker (167) 08.2014
Schlagwörter: A Snake Ate Your Grandfather´s Hat, Alan Vega, Champagne Champagne And The Golden Rain, David Bowie, George Harrison, Harley-Davidson, Im Silo Der Sterne, Kolk, Mannheim Underground, Mistifyer, Schwefel, Schwefel und die Schokoladendämpfe, Sulphur Sonic, Tomorrow Never Knows
Unter den Brücken
13 AprDreggische Füß, die kriegd ma uff de Necka Wies… Nein das hören wir nicht auf dieser Doppel CD von 1992. Die Originalität der Neuen Deutschen Welle aus den frühen Achtzigern ist einem solidem Handwerk gewichen. Im Sinne von Simon Reynolds ausgedrückt: dem Pioniergeist folgt der Siedlergeist.
Zeitreisende, die im Jahr 1992 in Mannheim Station machen, finden noch keine Pop-Akademie und kein Szene-Viertel im Jungbusch vor. An Orten wie Lagerhaus oder Gehrings Kommode, bei Abenteuer unter Tage in der Borelli Grotte gab es Splitter von Metal, Ska, Grunge, Rave, Indie-Rock zu hören oder eben unter den Brücken, was durchaus als eine unkomfortable Situation gedeutet werden kann. Ein Seitenhieb auf das damalige Mannheimer Kulturamt findet sich im Booklet.
Es gilt, den Verdienst dieser Siedler- Bands zu würdigen, nicht wegen ihrer musikalischen Bedeutsamkeit, sondern weil sie das Feuer am Brennen gehalten haben. Zehn Jahre später hatte Mannheim seine Pop Akademie.
Und doch, die Freude des Tauchers ist groß, wenn er einen versunkenen Schatz findet: All in vain von Transformation Fleurs. Das herrlich perlende Psycho-Bluegrass-Etwas ist zudem ein rares Tondokument mit Megus am Banjo.
A propos Feuer erhalten: Zum Schluß dieser CD gibt´s von Schwefel auch noch mächtig was auf die Ohren, aber das wird wohl eine andere Geschichte…
Unter den Brücken
33 Bands Mannheim/Ludwigshafen
Doppel-CD 1992
Industrial Jive Records
(46) 04.2013
Schlagwörter: Allying Cry, Banana Boat Jumpers, Blind Sherpas, Charles Lemming & The Heartattacks, Das Alibi Projekt, Delaware, Echophrasia, Economist, Gehrings Kommode, Giants Causeway, Inductor Zero, Laura Goes Blue, Laurent Leroi & The Stomping Zydeco, Mannheim Underground, Megus, Memento Mori, Nchzehrer, No Comment, Nothing Remains, Nova Express, O' Appetite, Party Killing Service, Pilamis, Ray & G.O.D., Schwefel, Sind Sie Ausser Gefahr, Spass Dabei, The Bizzarettes, The Improvements, The Longjohnz, The Valentines, Transformation Fleurs, Ufos Are Real, Walt Bender & The Emigrants, Waste Water Swingers, Zornzirkel