Palmöl in Mannheim

12 Nov

Kontraste sind reizvoll und eine Wanddekoration mit Palme in der Friesenheimer-Straße im Industriehafen ist kontrastreich. Die zerrisse Jalousie am Fenster aber erscheint wie eine Bildunterschrift. Erst allmählich dringt in unseren Verstand, mit welchen ungeahnten Folgen wir heute noch tagtäglich durch die historischen Entwicklungen europäischer Industrialisierung und Kolonialisierung konfrontiert sind, auch wenn an diesem Standort die Margarine-Union (Uni-Lever) seit 2001 Produkte wie Rama, Sanella, Becel oder Biskin gar nicht mehr produziert. Der Weg der Ölpalme geht von ihrer ursprünglichen Heimat Nigeria mit Sklavenschiffen nach Brasilien über Botanische Gärten, um dann schließlich in Indonesien und Malaysia auf Großplantagen den Weltmarkt zu bedienen. Um 1900 gab es großen Bedarf an Speisefetten zur Versorgung der Bevölkerung. Durch die damals neu entwickelten Verfahrenstechniken zur Härtung von Ölen und Fetten boomte auch im Mannheimer Hafen die Speisefettfabrikation. Auch das Fett der Kokosnuss kam übrigens als Mannheimer Cocosbutter, später dann als Palmin auf den Markt. (Das Logo der Marke ist bis heute aus der Wolfsangel des Mannheimer Stadtwappens entwickelt.) Seither aber hat sich der pro Kopf Verbrauch an Ölen und Fetten versiebenfacht! Konsterniert stelle ich fest, dass auch meine geliebten Schwarzwälder Knabberbrezeln, ausgezeichnet mit dem Gütesiegel Baden-Württemberg, mithilfe von Palmfett hergestellt wurden und während ich gemütlich auf der Couch sitze, knabbere ich nun möglicherweise den Lebensraum eines Orang-Utan weg. Die Folgen meiner Knabberei wären durch die Verwendung heimischen Rapsöls jedoch kaum weniger beträchtlich, allein der Flächenbedarf für den Anbau enorm und so schätzt man, dass sich aufgrund wirtschaftlicher Vorteile Palmöl in jedem zweiten Supermarktprodukt in Deutschland befindet. Eine Reduzierung des Konsums erscheint mir da wohl das Naheliegendste was man machen kann. Doch auch bei Kosmetika und der Seifenherstellung findet Palmöl Verwendung. Im Werk Mannheim schäumen Uni-Lever nach eigenen Angaben vor Einsatzfreude, wenn es um die Produktion von Dove-Seife geht. In der Rhenaniastraße produzieren die Beschäftigten knapp 2 Millionen Stück jährlich für den Weltmarkt. Eine sehr lehrreiche Seite zur Geschichte der Ölpalme habe ich bei Sodi! gefunden und auch der Verein Rhein-Neckar Industriekultur bietet wie gewohnt interessante Informationen. Dies ist übrigens der offiziell 500ste Beitrag bei Alles Mannheim! Alla hopp.

Palmöl in Mannheim
Friesenheimer Straße 12
68169 Mannheim
(500) 11.2023

Säule aus Beton-Schachtringen

27 Feb

Durch die Dauer der Gewohnheit waren die drei Säulen aus Beton-Schachtringen für mich eigentlich unsichtbar geworden, eine Ewigkeit oder genauer seit knapp 50 Jahren stehen sie schon im Unteren Luisenpark. Nun wurden sie durch eine Retrowelle, welche zur Zeit die 70er Jahre erfasst, für meine Augen wieder freigespült und sichtbar. Welch ein Anblick! Ohne Begrünung wird die Kühnheit und der Glaube an die Moderne, die sich in reduzierter und sparsamer Gestaltung ausdrückt, besonders gut sichtbar. Serielle Fertigung, reduzierte Optik, eine klare Ablesbarkeit der Herstellung sind die klassischen Merkmale der 60er und 70er Jahre Architektur. Nach 50 Jahren stehen wir also vor der Frage, ob wir diese sicherlich nicht als schön zu bezeichnenden Säulen mit ihren angehängten Kugellampen als Erinnerungsgut nicht doch ganz und gar wertschätzen sollten. Ich sage ja!

Säule aus Beton-Schachtringen
Unterer Luisenpark

(506) 02.2024

Am Radschnellweg nach Viernheim

22 Feb

Entlang des BUGA 23 Geländes Erinnerung und offene Zukunft. Gestalterisch rau und unverkitscht ein Statement am Rande des Radschnellwegs Richtung Käfertal/ Viernheim, das wenig Schutz und Sicherheit bietet. Die Abwesenheit von Sentimentalität scheint sich als Markenkern des „modernen“ Mannheims zu etablieren. Das entspricht einerseits dem gängigen Selbstbild von Mannheim als harte, ehrliche Stadt, widerspricht andererseits aber den offensichtlichen Sehnsüchten vieler MannheimerInnen nach ehemals Vertrautem, wie die große Beliebtheit und das Interesse an Internetseiten wie Mannheim in alten Bildern zeigt. Das idealisierte „alte“ Mannheim versinnbildlicht auch eine unwiederbringlich verlorene Zeit, Kindheit und Jugend. Binsenweisheiten, gewiss und doch ist es nicht gerade ein Merkmal von Jugend, aufzubrechen und mutig einen Verlust an Geborgenheit und Vertrautheit in Kauf zu nehmen? Der neue zweispurige Schnellweg wird begleitet von gedimmter, Insekten schonender Photovoltaikbeleuchtung, die sich bei Dunkelheit vorauseilend einschaltet und sich auch wieder ausschaltet. Das Teilstück des RS 15 genannten Radschnellwegs soll bis nach Weinheim ausgebaut werden und schließlich nach Darmstadt führen.

Am Radschnellweg nach Viernheim
(505) 02.2024

Videokameras

11 Feb

Knapp 70 Kameras sind in Mannheim im öffentlichen Raum installiert und sollen helfen, Überfälle, Angriffe, Sachbeschädigungen und Diebstähle zu verhindern oder aufzuklären. Das Besondere bei manchen Kameras ist, dass sie mit einer Computersoftware verknüpft sind, die Bewegungsabläufe, die auf Gewalttätigkeit hindeuten, erkennt und meldet. Bei Umarmungen allerdings soll laut dem Magazin Der Spiegel die KI noch schwächeln und auch mal falschen Alarm ins Polizeipräsidium geben. Im Idealfall ist die Polizei sofort vor Ort, sobald sich eine Straftat abzeichnet. Die sogenannte intelligente Videoüberwachung ist ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt, das 2018 in Mannheim mit dem Fraunhofer Institut für Optronik und Bildauswertung und dem Innenministerium Baden-Württemberg geschaffen wurde. Eine KI Entwicklung sozusagen mit Hilfe von Passanten und BesucherInnen. Die Gesichter der aufgenommenem Personen sollen dabei verpixelt sein und die Speicherung nicht länger als 72 Stunden betragen. Das Projekt ist bis 2026 befristet, dann werden die Ergenisse ausgewertet. In der Zwischenzeit wurde aber zusätzlich wegen einer zunehmenden Zahl an Messerangriffen auch eine Waffenverbotszone eingerichtet, die sich im Wesentlichen auch auf die Standorte der Kameras erstreckt. Die Kameras befinden sich am Bahnhofsvorplatz, Paradeplatz, Marktplatz, Breite Straße, Alter Messplatz. Bei Versammlungen werden sie am betreffenden Ort abgeschaltet, es gibt hier aber Ausnahmeregelungen. Dass durch die ständig überwachenden Kameras nicht die persönliche Freiheit einschränkt werden soll, ist gesetzlich geregelt, aber auch eine Sache des Vertrauens in den Rechtsstaat. Vertrauensbeweise des Rechtstaates sind sie nicht. Somit stehen Nutzen und Gefahr einer solchen Überwachung zur Diskussion. Sollte sich die Straßenkriminalität örtlich verlagern, gäbe es gute Gründe, die Überwachung auszuweiten und mit jeder Kamera mehr verschiebt sich das Gleichgewicht auf der Waage der Machtverhältnisse, ohne dass sich hauptsächliche Ursachen von Straßenkriminalität geändert hätten.

Videokameras
(504) 02.2024

Schnee in Mannheim

20 Jan

Statistisch liegt die durchschnittliche Schneemenge in den Mannheimer Wintermonaten bei ungefähr 20 Millimetern und weil es in dieser Zeit durchschnittlich etwa 10 mal häufiger regnet als schneit, ist Schnee, wenn er denn in Mannheim fällt, die längste Zeit eher ein grauer Matsch, der die Schuhe ruiniert, als ein schönes weißes Wunder. Dennoch gibt es sie auch hier, die besonderen Wintertage mit Hochdruckwetterlage, blauem Himmel, Sonne und eisigen Temperaturen, die, wenn der Wind mal nicht feucht aus Westen, sondern trocken aus Osten weht, sehr gut erträglich sind. Dann erstrahlen die Grünflächen und Flussufer im kristallenem Glanz und wenn die Schneedecke dann auch höher als zwei Zentimeter wird, scheint sich die ganze Stadt zu beruhigen und der Schall, der gewöhnlich wie wild durch die Straßen prallt, wird sanft vom Schnee verschluckt. Wer kennt und liebt es nicht…?! Bei Glättebildung durch Schnee und Eis sichern 15 große Streufahrzeuge zunächst die wichtigsten Hauptverkehrsstraßen im Stadtgebiet Mannheim. Der zuständige Stadtraumservice der Stadt Mannheim ist mit 235 MitarbeiterInnen bei der Beseitigung von Schnee und Eis auf Fußgängerüberwegen, Radwegen sowie Straßenbahn- und Bushaltestellen am Start. Das wären immerhin über 700 Haltestellen und mehr als 50 Treppen und Unter-bzw. Überführungen. Die Räum und Streupflicht für Gehwege ist in der Gehwegreinigungssatzung der Stadt Mannheim geregelt. Wo in Mannheim die obligatorischen Schlittenfahrten stattfinden, habe ich an anderer Stelle vor 12 Jahren in diesem Blog schon geschrieben.

Für all diejenigen, die unter Schnee auch noch etwas anderes verstehen, ist vielleicht von Interesse, dass untersuchte Proben des Rheinwassers bei Mannheim die deutschlandweit höchste Konzentration an Kokainrückständen aufwiesen. Allerdings ist dies nicht allein auf den Mannheimer Kokainkonsum zurückzuführen, sondern die Lines lassen sich entlang des Rheins bis in die Schweiz zurückverfolgen, wo während der Wintersaison in den noblen Skigebieten besonders viel und gerne gekokst wird. Und damit wären wir auch schon wieder zurück beim echten Schnee.

Schnee in Mannheim
(503) 01.2024

Lichtbild 2022/37, Michael Schuster

9 Dez

Laub auf Papier. Schöne Arbeit des in Mannheim geborenen und hier ausgebildeten Künstlers Michael Schuster. Aktuell in der Ausstellung Grünzeug. Plant on Paper im Hessischen Landesmuseum Darmstadt.

Lichtbild 2022/37,2023 Michael Schuster
Laub auf Papier
(502) 12.2023

Zu den verschlossenen Parkeingängen

24 Nov

Update 14.01.2024: Die Verantwortlichen scheinen zur Vernunft gekommen zu sein. Die Eingänge Unterer Luisenpark und Fichtestraße sind wieder geöffnet, wenn auch nicht für Rollis und Kinderwägen. Update Ende

Bei Alles Mannheim ist es üblich, in den Beiträgen Anregendes und Inspirierendes aufzugreifen, anstatt den Lärm der Unzufriedenheit zu verstärken. Nun aber befindet sich der Autor an einem Punkt, an dem seine Duldsamkeit in Resignation überzugehen droht und dem möchte er doch entschieden entgegentreten. Es geht um das Verhalten der Parkverwaltung, konkret um die Nichtöffnung vorhandener Parkeingänge.

Alle, die mit völligem Unverständnis vor dem verschlossen Eingang am Unteren Luisenpark stehen, haben im Kern die Sache schon erfasst: Nämlich ein völliges Unverständnis der verantwortlichen Parkleitung auf der anderen Seite des Zauns. Im Folgenden werde ich ausführen, worin dieses falsche Verständnis liegt. Grundlegend gilt, dass in Behörden, Ämtern, aber auch bei privaten Unternehmen ein schädlicher Trend entstehen kann, der fast wie das Naturgesetz der Schwerkraft wirkt, nämlich, sich von seinen ursprünglichen Zweckbestimmungen zu entfernen und sich zum Selbstzweck zu verwandeln. Dies hat in extremer Form schon zu Finanzkrisen geführt, funktioniert aber auch im Kleinen. Der Blick für das Gesamte geht verloren, der Tellerrand wird immer höher. Genau in diesem Sog erkennt die Parkleitung nicht, dass es 1975 eine geniale Idee war, einen Eingang in den Unteren Luisenpark zu legen, der von hier aus einen Besuch des Oberen Luisenparks ohne weitere Straßenüberquerung ermöglicht. Der dringend in Mannheim benötigte durchgehende Grünzug ist hier vom Nationaltheater aus vorhanden und wird verriegelt! Stattdessen werden Neuinvestitionen für einen Eingang an einer verkehrsreichen Straßenecke geplant. Die Zukunft scheint bereits beschlossene Sache zu sein. Auf dem neuen Geländplan des Luisenparks ist noch nicht einmal der Ausgang Unterer Luisenpark verzeicht. Dabei wurde hier eine komplette Türanlage aus hochwertigstem Edelstahl inklusive Scanfunktion für Dauerkarten erst vor wenigen Jahren neu angeschafft.

Auch ein weiterer Eingang Fichtestraße (Bushaltestelle Kutzerweiher!) soll geschlossen bleiben, was als Indiz gelten muss, dass die Bürger den Parkbetreibern aus dem Blick geraten sind. Während in Paris der Jardin du Luxembourg mit 3/5 der Luisenparkfläche zehn Eingänge bei freiem Eintritt hat und in Potsdam der Schlosspark Sanssouci und Neuer Garten, wie auch Volks – und Stadtpark in Hamburg ebenfalls an vielen Stellen und ohne Eintrittsgeld frei zugänglich sind, verweist Geschäftsführer Michael Schnellbach darauf, dass Freizeitparks üblicherweise nur einen Eingang hätten und hat dabei wohl den Vergnügungspark Haßloch im Sinn. Nicht in den Sinn kam ihm wohl, dass die Mannheimer Bürgerinnen und Bürger, die vor mehr als 40 Jahren bereit waren Zaun und Eintritt zu akzeptieren, keinen Vergnügungspark, sondern lediglich die Pflege des Grüns und Schutz vor Vandalismus wollten. Die Fokussierung der Parkleitung nach Innen, sinnbildlich hierfür wie eine Nabelschau die neue Parkmitte und die Schaffung angeblicher Attraktionen, nimmt immer groteskere Züge an, während die Dauerkarten binnen eines Jahres um gute 50 Prozent teurer wurden, weil ja mehr geboten wird. Dass dieses „mehr“ gar nicht unbedingt den Bedürfnissen der Mannheimer Bevölkerung entspricht, diese womöglich statt ein Zierfischaquarium unkomplizierte Zugänge zu den Stadtparks benötigen, ist die Parkleitung offenbar nicht willens zu erkennen und verstrickt sich statt dessen in Widersprüche, die geschlossenen Eingänge würden wenig genutzt, gleichzeitig redet sie über „häufigen Missbrauch“ durch Erschleichen des Eintritts an eben jenen angeblich wenig genutzten Stellen.

In der bereits öffentlich geführten Diskussion um die verschlossenen Eingänge werden zurecht Kinder und ältere Leute als Leidtragende genannt. Aber im Grunde geht es darum, die Leitung der Mannheimer Stadtpark gGmbH (nicht Freizeitpark! übrigens) mit politischem Nachdruck in die Pflicht zu nehmen, den Mannheimer Bürgern die bestmöglichen Zugänge in die Parks zu verschaffen und dabei auch die bereits vorhandenen und erst vor kurzem erneuerten Zugänge zu nutzen, weil sowohl Herzogenried- wie Luisenpark eben keine abgesonderte Inseln sind, die nach Belieben vermarktet werden können, sondern der Naherholung dienende, bedeutende Teile des Stadtgebiets. Immerhin stehen im Haushalt der Stadt Mannheim ca. 7,5 Millionen Euro jährlich an Zuwendungen für die Stadtpark gGmbH. Die Bürgerinnen und Bürger haben also ein gutes Recht auf unkomplizierten Zutritt in ihre Parks.

Zu den verschlossenen Parkeingängen
Parkeingang Unterer Luisenpark
68165 Mannheim
(501) 11.2023

Asiatische Hornisse

11 Nov

Nachdem der Baum seine Blätter abgeworfen hat, ist deutlich ein mutmaßliches Nest der asiatischen Hornissen hoch und schwer erreichbar in einer Baumkrone am Neckarkanal zu sehen. Die asiatischen Hornissen werden seit einigen Jahren im europäischen Raum beobachtet, vermutlich wirkt das wärmer werdende Klima begünstigend für ihre Ausbreitung. Die Vespa velutina gilt als unerwünschte Spezies in der Europäischen Union, insbesondere weil auch unsere Honigbienen auf dem Speiseplan dieser Hornissenart stehen und dadurch möglicherweise gefährdet werden. Es handelt sich aber nicht um die Asiatische Riesenhornisse, die wohl weit gefährlicher für Bienen sein soll. Dennoch ist eine Sichtung bundesweit meldepflichtig, was ich auch schon auf der Meldeplattform von The Länd getan habe. Panik ist jedoch nicht angesagt und vorschnellem Aktionismus sind bedauerlicherweise auch schon unsere heimischen, unter Naturschutz stehenden, Hornissen zum Opfer gefallen.

Asiatische Hornissen
(499) 11.2023

Trabantensaal im Barockschloss

2 Nov

Überraschend leicht und in nahezu schwebender Eleganz präsentiert sich der Trabantensaal mit seinem Interieur im Barockschloss Mannheim als sogenannter „Erlebnisraum Hofmusik“. Ein herausragendes Merkmal der berühmten Mannheimer Schule war, dass die Musiker*innen am kurfürstlichen Hof einen soliden, zuverlässigen Lohn erhielten und sich dadurch ganz der Perfektionierung ihrer Kunst widmen konnten.

Trabantensaal im Barockschloss
Bismarckstraße , 68161 Mannheim
(498) 11.2023

Zanele Muholi

10 Okt

In absurd luxuriöser Umgebung findet vom 06.10.2023 bis 04.11.2023 eine sehenswerte Ausstellung mit Fotografien der Künstlerin Zanele Muholi statt. Eintritt frei.

Zanele Muholi
Im Modehaus Engelhorn O5,1
(497) 10.2023

bloq

8 Okt

Zurück in die Zukunft! In unserer Zeit, in der fast jede*r auf ein Smartphone schaut, wirkt es wie eine anachronistische Utopie, eine Zeitschrift für unsere Rhein-Neckar Region als Druckerzeugnis herauszugeben, ein Magazin, das dazu völlig ohne Werbeinhalte auskommt. Aber, schon bereits die dritte Ausgabe ist realisiert und als gälte es, ein Zitat des Friedensaktivisten Robert Jungk zu bestätigen: „die Zukunft hat schon begonnen“, wird bereits an der nächsten Ausgabe von bloq gebastelt.

Die jeder Utopie innewohnenden Tragik besteht bei bloq aktuell darin, dass sich die hauptverantwortlichen Journalist*innen noch kein Geld für Ihre Mühen auszahlen können. Ein solch leidenschaftliche Engagement macht mich zum Sympathisanten und sie natürlich zu Held*innen unserer Zeit, zumal sie betonen, bloq nicht als Hobby zu betreiben. Journalismus allein ist in Deutschland nicht als gemeinnützig anerkannt, so muss der Umweg über einen Verein genommen werden, der auch schon mit einem Förderstipendium der Schöpflin Stiftung bedacht wurde, was nicht nur Anerkennung, sondern auch etwas Geld fürs Weitermachen bedeutet. Auch wenn bloq vom Namen her erstmal inhaltlich völlig offen ist, stellt sich natürlich doch die Frage nach Inhalt und Zielgruppe, wer liest und kauft eigentlich bloq? Die Redaktion hat sich der entschleunigten Berichterstattung (slow journalism) verschrieben, wobei es nicht um den täglichen schnellen Nachrichtenwettkampf geht, sondern um ausführlich und sorgfältig recherchierte Artikel. Hierfür ist die bestehende Unabhängigkeit von Werbe- oder Anzeigenkunden natürlich besonders wertvoll. Für das aktuelle Heft hat sich bloq das Thema Beton vorgenommen und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Mich machte natürlich auch die Titelstory „Doris“ neugierig, über die ich ja auch hier bei Alles Mannheim schon 2019 fantasiert habe. Ein großer Artikel auch zu Heidelberg Materials (ehemalige Heidelberger Zement) und die mit ihr verbundenen Umweltproblematik in Indonesien. Die Redaktion nimmt sich wichtige kritische Themen vor, wie Flächenverbrauch und Wanderarbeiter auf dem Bau, pendelt dabei sprachlich zwischen unterhaltend und informierend und bleibt dabei geradezu vorbildlich dem journalistischen Ethos verpflichtet, objektiv und neutral zu berichten. Verständlich, da es zu dem Heft auch noch Angebote zur Medienbildung und Workshops für Schülerzeitungen gibt. Nun stelle ich mir die Frage, was bewirken Ausgewogenheit und Neutralität in einer Welt, die aus dem Gleichgewicht geraten ist? Um fortschrittliche Veränderungen und Ausgleich zu bewirken, benötigen wir auf der Waage dort mehr Gewicht, wo es fehlt, müssen diejenigen Stimmen deutlich verstärkt werden, die zu wenig hörbar sind, brauchen wir klare Positionierungen, wenn Neutralität nur dem Erhalt des Status Quo dient. Mit weiteren mutigen Schritten nach vorne, weniger Filter, mehr sachliche Schärfe könnte das Heft eine wesentliche Bedeutung erlangen, bloq könnte sich zu einer inspirierenden Quelle der Meinungsbildung in unserer Region entwickeln und dadurch letztlich noch mehr Leser*innen erreichen. Nun, jetzt werde ich am Ende auch ganz utopisch, dann wird es wohl Zeit, der blog Redaktion ein gutes Gelingen für die kommenden Ausgaben zu wünschen. Der Verein bloq e.V. kann von euch auch durch Spenden unterstützt werden.

bloq
boq e.V., G7, 22, 68159 Mannheim, Gründungsjahr des Vereins: 2019, erste Ausgabe: 10/2021

(496) 10.2023

Weltacker

30 Sept

Eines der vielleicht interessantesten Projekte auf der BUGA 23: weltacker auf dem Spinelligelände. Auf einer Fläche von 2000m² sind maßstabsgetreu alle wichtigen Kulturpflanzen angebaut, von der sich weltweit die Menschheit ernährt und versorgt. So habe ich hier erstmals live Baumwollpflanzen gesehen, die auch gerade ihre schönen fast an Rosen erinnernden Blüten zeigten und Sesam kannte ich bisher auch nur aus der Tüte. Auch schön zu sehen die Freude, wenn Menschen aus Asien oder Afrika unerwartet „ihren“ Heimatpflanzen wie Reis oder Tee hier wieder begegnen. Ein sinnlich erfahrbares Bildungserlebnis, das ohne groß ausgestreckten Zeigefinger auskommt. Ich fände es klasse, wenn uns der Weltacker nach der BUGA erhalten bliebe. In Berlin, Nürnberg, Freiburg, Luxemburg und Neu Delhi zum Beispiel gibt es solche Äcker.

Weltacker
BUGA Gelände Spinelli

(495) 09.2023

Halsbandsittiche

24 Sept

In Mannheim hat sich seit über zwanzig Jahren eine größer werdende Kolonie von grünen pfeilschnell fliegenden Papageien, die Halsbandsittiche genannt werden, gebildet. Der Halsbandsittich ist die weitverbreitetste Papageienart und wurde als Paradiesvogel schon auf einem Kupferstich von Albrecht Dürer mit Adam und Eva verewigt. Als Neuansiedler, sogenannte Neozoone, kamen sie wohl über Belgien nach Köln die Rheinebene entlang. Im Rhein-Neckar-Raum wird der Bestand mittlerweile auf bis zu 4000 Vögel geschätzt. In Mannheim finden die Tiere bei vielen älteren Platanen Baumhöhlen, die sie zum Nisten und Brüten nutzen. Auch im Winter bleiben sie bei uns. Während die grün Gefiederten mit ihren langen Steuerschwanzfedern tagsüber kreischend in nur kleinen Gruppen umherziehen, flitzen sie abends aus allen Richtungen mit atemberaubenden 40 bis 60 km/h zu ihren gemeinschaftlichen Schlafbäumen, die sie sich unweit der Alten Feuerwache am Neckarufer-Nord als Sammelplatz auserkoren haben. Bevor dort geschlafen wird, geht es aber zur Abenddämmerung hin noch sehr geschwätzig zu. Ihr geradezu Ohren betäubendes Zwitschern kann locker gegen den Autolärm der Kurpfalzbrücke bestehen. Im Gegensatz zu den meisten Stadtvögeln wie Spatzen, Amseln, Tauben, Krähen sind die Halsbandsittiche eher selten auf dem Boden zur Nahrungssuche zu finden. Mit ihren gekrümmten Schnäbeln holen sie sich gerne Blüten Kerne, Samen, Früchte von Bäumen. Meines Wissens haben sie im Stadtraum keine Feinde, das Bundesamt für Naturschutz beobachtet die Population als potentiell invasiv und versucht herauszufinden, inwieweit heimische Vogelarten und die Natur durch die Exoten beeinträchtigt werden. Handfeste Beweise gibt es hierfür bisher noch nicht. Die Halsbandsittiche jedenfalls sind wohl gekommen, um zu bleiben.

Halsbandsittiche
In den Parks und am Neckarufer Mannheim

(494) 09.2023

Gloria

19 Sept

Gloria, so heißt eine von sechsundzwanzig Humboldtpinguinen im Luisenpark und durchaus interessiert an dem, was außerhalb der Scheibe so vor sich geht.

Gloria, Humboldtpinguinin im Luisenpark
Pinguinbecken, 68165 Mannheim

(493) 09.2023

haus HURRA!

5 Aug

Alles was uns fehlt, ist die Solidarität. ( Ton Steine Scherben, 1971) Ein neuer Ort der Begegnung hat in der Fressgasse seine Türen geöffnet. Der Jubel über das neue Projekt der Macher*innen des schwarzen Projektkastens EINRAUMHAUS am Alten Messplatz ist deutlich: Haus HURRA! Die gute Idee: Ein Leerstand in prominenter Lage wird mit Hilfe von Fördergeldern zum Kunstraum, der relativ günstig an Projektschaffende oder Künstler*innen für Ausstellungen oder ähnliches wochenweise überlassen wird, damit diese näher an die Öffentlichkeit gelangen. Der Eintritt für Besucher*innen ist frei, die Künstler*innen selbst können während der Ausstellung anwesend sein und mit den Besucher*innen ins Gespräch kommen. Das Konzept der Zwischennutzung wurde über die Abteilung FutuRaum der Stadt Mannheim organisiert, die Eigentümer leerstehender Immobilien und Interessenten aus dem sogenannten Kreativbereich zusammenführt. Bewerbungen, Auswahl und Betreuung für Ausstellende laufen über die Projektgruppe Barac-Mannheim. Es ist bei diesen Zwischennutzungen üblich, dass der Hoffnung auf Verstetigung einer kulturelle Einrichtung die Befürchtung der Eigentümer auf Verstetigung geringerer Mieteinahmen gegenübersteht. Eigentum bekommt hier jedenfalls eine soziale Funktion zugesprochen, indem es idealerweise dem Gemeinwohl dienen sollte. Das lässt sich weiter denken. Den ausstellenden Künstler*innen jedenfalls viel Erfolg und mit den Besucher*innen viel Spaß bei den obligatorischen Vernis- und Finissagen.

Futuraum

Haus HURRA! (Instagram)

Haus HURRA!
P3, 6 68161 Mannheim

(492) 08.2023

clickjam

pop=art=life collection

Alles Mannheim

die Stadt auf meiner Seite

www.natuerlich-mannheim.de Blog Feed

die Stadt auf meiner Seite

STARTUP MANNHEIM

die Stadt auf meiner Seite

MAWAYOFLIFE

Just another WordPress.com site

Kunstblog-Mannheim.de

Ausstellungen in Mannheim und Umgebung

Düsiblog – Matthias Düsi

die Stadt auf meiner Seite

Urban Hacking

die Stadt auf meiner Seite

KulturQuer QuerKultur Rhein-Neckar e.V.

die Stadt auf meiner Seite

Marchivum

die Stadt auf meiner Seite

Mannheimat

die Stadt auf meiner Seite

POLITKALENDER | MANNHEIM

die Stadt auf meiner Seite

Der Neckarstadt-Blog

die Stadt auf meiner Seite

Neckarstadtblog

Neues aus unserem Quartier

Mannheim Blog

die Stadt auf meiner Seite

FuckYeahMannheim!

die Stadt auf meiner Seite

Quadratestadt Mannheim

die Stadt auf meiner Seite

Galerie Formlos

die Stadt auf meiner Seite