ES gab eine Zeit, da war das Wort Grotte noch mit einem Zauber behaftet. DANN kam eine jugendliche Umgangssprache daher und mit ihr das Wort „grottig“…
… welches in der Tat den Flair von Mannheim´s „never ending story“ nahezu treffend umschreibt. 1962 wurde sie wohl eröffnet. Die Unterführung vom Kaiserring zum Bahnhofsvorplatz hat seither etliche Metamorphosen erlebt. Von einem legendären Jazzkeller bis zu einigen Gewaltverbrechen weist die Chronik auch jede Menge Gemeinderatsdiskussionen auf. Ein Highlight hat sich 1987 ins Gedächtnis aller Underground-Affinen und heutigen Ü 40er eingebrannt: Abenteuer unter Tage, ein wahrhaft abenteuerliches Undergroundfestival in der entkernten Grotte, über das wir nun noch stundenlang plauschen können…
Seit einiger Zeit gibt es eine dankbar angenommene irdische Fußgängerquerung mit Ampelschaltung. Die Borelli-Grotte kann nun ganz zum, wenn auch etwas zweifelhaften, Vergnügen genutzt werden. Acht Kameras an den Decken sorgen für die schnelle Aufklärung von Straftaten, allerdings sind die Aufgänge nicht überwacht und zuweilen riecht es etwas streng nach kaltem Zigarettenrauch.
Für Alle die sehen möchten, wie es zur Zeit in der Borelly-Grotte aussieht, sich aber nicht hineintrauen, habe ich ein kleines Borelli-Grotten-Album ins Netz gestellt. Zur Fotostrecke hier.
Borelly-Grotte
Unterführung
Kaiserring / Bahnhofvorplatz
(186) 11.2014
Grottig. Ohne den charakteristischen Urinalgeruch kommt das echte Borelli-Feeling aber nicht auf …
sorry, aber wir arbeiten dran… 🙂
Die Grotte wurde 1962 nicht „wohl“ eröffnet sondern definitiv. Ich war damals Dekorateur-Lehrling bei Karstadt im 2. Lehrjahr. Der Dekorateur dem ich zugeteilt war bekam den Auftrag, 3 Wochen vor der Eröffnung, ein von Karstadt in der Grotte angemietetes Schaufenster zu gestalten. Das hieß, ich habe gestaltet und der Dekorateur hat die umliegenden Kneipen besichtigt. Das ganze war als unterirdische Geschäftsstrasse gedacht mit Boutiquen, einem Blumenladen und ein Café. Ausserdem konnten Geschäfte dort unten diverse Schaufenster anmieten. In den 3 Wochen der Fenster-Deko habe ich mit einigen Handwerken über die Grotte gesprochen. Jeder hat sich an den Kopf gelangt und gesagt, dass das nie im Leben was wird. Zu dieser Zeit war die Bahnhofsgegend schwer verrufen. Das wahre Leben fand in den Planken statt. Etwa drei Monate später schlossen die ersten Geschäfte. Karstadt kündigte Anfang 63 sein Schaufenster, was andere Geschäfte auch taten. Schon damals gab’s einen schönen Leserbrief im Mannheimer Morgen. Ein Leser forderte die Stadt Mannheim auf die Grotte mit Beton aufzufüllen. Ach, hätten sie das nur gemacht.
Das könnte man auch mit der Haltestelle Dalbergstrasse machen.
Richtig! Ich rühr schon mal den Beton an !
Meine Vision zur Passage: Nach Schließung, Umbau zu einem nicht kommerziellen Live Music Club mit einer Größe für ca. 200-300 Besucher (gibt es gar nicht) für nationale und internationale Künstler mit angeschlossen Proberäumen (gibt es viel zu wenige in Mannheim).
In unseren Nachbarstädten gibt oder gab es erfolgreiche Clubs in einer Fußgängerunterführung, wie das Universum im Stuttgart am Charlottenplatz oder das „alte“ Substage am Ettlinger Tor in Karlsruhe.
Keine schlechte Idee für die Musik – und Kulturstadt!
Habe mir erlaubt bei der Ideenplattform der Stadt Mannheim meinen Vorschlag „Kaiserring-Passage (Borelly-Grotte) als Live Music Club“ ein zureichen! Vielleicht gibt es weitere Musikliebhaber, die die Idee unterstützen.
https://ideenplattform-mannheim.de/mannheim/de/ideaPtf/48986/single/3
Bei kultisch
http://kultisch.net/archiv-zeitfenster/zeitfenster-archiv-50-herbst-16.html
gibst das legendäre Video zum Festival